Steuerzahler haften

Österreichs Firmen zittern um Millionen in Libyen

Österreich
25.03.2011 16:05
Volksaufstand, Bombenangriffe, brennende Ölanlagen – die bis vor Kurzem blühenden Geschäftssbeziehungen heimischer Firmen mit Libyen sind nun mit einem Schlag auf Sand gebaut. Noch 2010 war das Land unser größter Markt in Afrika (Exportplus 40 Prozent auf ca. 140 Millionen Euro). Nach derzeitigem Stand sind zwar noch keine Mitarbeiter oder österreichischen Anlagen zu Schaden gekommen, dennoch müssen mehrere Unternehmen um Hunderte Millionen Euro zittern. Und mit ihnen auch der heimische Steuerzahler...

Über die nationale Kontrollbank hat der Staat Haftungen für heimische Lieferungen sowie Direktinvestitionen über insgesamt 133,4 Millionen Euro übernommen. Für diese "Versicherung" zahlen die Firmen zwar Prämien, ein Totalausfall würde aber durchschlagen. So sind etwa Rauch und Red Bull sehr stark im Getränkebereich. Die größten Risiken betreffen aber die Infrastruktur.

OMV in großem Umfang betroffen
So förderte die OMV aus mehreren Feldern immerhin zehn Prozent ihrer Ölmenge, und die Raffinerie Schwechat hat sogar zu 20 Prozent libysches Öl verarbeitet. Derzeit wird praktisch nichts mehr gefördert, die OMV kauft Rohöl aus Saudi-Arabien, Kasachstan und der Schwarzmeerregion zu, um den Ausfall zu ersetzen. Die Anlagen selbst, die Hunderte Millionen wert sind, liegen immerhin entfernt von den Kampfzonen. Dafür trafen aber die gegen das Gadafi-Regime verhängten Sanktionen auch OMV-Partner (siehe Infobox).

Still stehen auch die erst 2008 mehrheitlich vom libyschen Staat erworbenen drei Zementfabriken des oberösterreichischen Baustoffkonzerns Asamer (im Bild eine der Anlagen). Rund 170 Millionen Euro haben Kauf und Modernisierung der Standorte bei Tripolis bzw. Bengasi bisher gekostet. Zuerst hat man vom Bauboom in Libyen profitiert, der Umsatz erreichte über 120 Millionen Euro. Laut Kurt Asamer sei der Schaden noch nicht absehbar, "wir sind aber durch Versicherungen und die Kontrollbank abgesichert. Die Werke sind seit 17. Februar heruntergefahren und werden von 180 Leuten bewacht". 

Bauprojekte zum Stillstand verdammt
Die Arbeit ruht ebenso bei der Strabag, die nach anderen Großaufträgen gerade um 60 Millionen Euro eine 210 Kilometer lange Autobahn entlang der Küste zur tunesischen Grenze baut. Noch nicht begonnen hat Konkurrent Porr, dessen 200-Millionen-Auftrag für ein Fußballstadion in Tripolis nun in der Luft hängt. 2013 sollte die Arena für 50.000 Zuschauer für den Afrika-Cup fertig sein. Porr-Chef Karl-Heinz Strauss hat zur Sicherheit die Mitarbeiter heimgeholt. Ebenso der Spitalsausrüster Vamed, der aktuell in Tripolis das größte Krankenhaus (1.400 Betten) betreibt und ein weiteres umbaut.

von Christian Ebeert (Kronen Zeitung) und krone.at

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