Noch mehr als sein Nachfolger Thomas Stelzer ist Josef Pühringer, Landeshauptmann a. D., ein christlich-sozialer „Schwarzer“. Was sagt er zu den Chat-Nachrichten im türkisen System und zum Rückzug von Sebastian Kurz als Kanzler? Pühringer differenziert in den Antworten nach Strafrecht und Sprachwahl. Freuen tut er sich über die ÖVP-Bürgermeistereroberung in seiner Heimatstadt Traun. Er selbst zieht dort dank Vorzugsstimmen in den Gemeinderat ein.
„OÖ Krone“: Was halten Sie vom dann doch noch erfolgten Rücktritt von Sebastian Kurz als Bundeskanzler?
Josef Pühringer: Das war ein vernünftiger Schritt, der aber auch notwendig war. Er hat damit die Partei nicht in Geiselhaft genommen, was ihm hoch anzurechnen ist. Er wird jetzt die Chance haben, vor unabhängigen Gerichten seine Position klarzulegen. Und ich gehe davon aus, dass ihm das auch gelingt.
In dieser Causa geht es ja nicht nur um strafrechtlich relevante Sachverhalte, sondern auch um den Ton und die Wortwahl vieler, vieler Chat-Nachrichten.
Ich habe das etwas mitverfolgt, obwohl ich mit der Bürgermeisterwahl in Traun sehr beschäftigt war. Die Sprache der Chats ist unangebracht. Das hat er, Kurz, aber selbst eingesehen und gesagt, dass er das nicht mehr so machen würde. Dass manches Wort in der Hitze des Gefechtes herausrutschen kann, ist keine Frage. Aber die Chats haben in einer reifen und mündigen Demokratie in dieser Form nichts zu suchen.
Aber bei den Chats geht es ja oft nicht nur um die Wahl von Wörtern, sondern um ganz konkrete Folgen, wenn ich etwa an die Kinderbetreuungsmilliarde denke, die dann nicht gekommen ist. Ist es nicht furchtbar, dass man das Verhindern solcher Dinge auch als Munition für den eigenen Aufbau verwendet?
Da war ich zu wenig in der Sache, da kann ich nichts dazu sagen.
Wo sehen Sie die Zukunft von Kurz? Kann er jemals wieder Kanzler werden?
Das wird ganz davon abhängen, wie die Verfahren ausgehen. Aber ich gehe davon aus, dass er seine Unschuld beweisen kann.
Apropos Wahl in Traun, Ihrer Heimatstadt: Da hat die ÖVP am Sonntag den Bürgermeistersessel von der SPÖ erobert, und das nicht knapp.
Ja, das ist unter Wunder einzureihen, wenn man die Geschichte der Sozialdemokratie in Traun ein wenig kennt. Es ist aber auch der Beweis, dass nichts unmöglich ist, wenn man den richtigen Kandidaten hat und wenn eine geschlossene Partei dahintersteht.
Sie selbst haben für den Gemeinderat kandidiert.
Ja, ganz hinten und ich habe auch keinen persönlichen Wahlkampf geführt. Aber ich habe so viele Vorzugsstimmen bekommen, nämlich 165, dass ich den Einzug geschafft habe. Ich werde aber keine zweite kommunalpolitische Karriere in höhere Sphären anstreben.
Schade!
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