Ein Eröffnungskonzert mit 200 Personen der Medizinischen Uni Wien fand statt, Präsenzseminare für niedrige Semester sind aber noch rar gesät. Studenten kritisieren das Vorgehen der Fakultät. Generell herrscht an den Unis Corona-Regelchaos. Denn jede Hochschule kann selbst entscheiden, welche Regeln am Standort gelten.
Am 1. Oktober starteten die Universitäten in Wien in ein neues Semester. Nach Monaten geschlossener Hochschulen und Onlineunterricht sehnte sich der Großteil der Studenten endlich wieder nach Vorlesungen im Hörsaal und dem Uni-Leben. An einigen Universitäten ist das nun auch wieder möglich. Um sich genau auszukennen, bräuchte man aber fast ein eigenes Studium.
Denn jede Universität hat ihre speziellen Corona-Regeln: 2,5G-Regel an der FH, 3G-Regel an der TU. Auch der Umgang mit der Maskenpflicht ist in jeder Fakultät anders. Ebenso wie die Verbreitung des Präsenzunterrichts. Dieser steht aber fast an jeder Hochschule wieder im Vordergrund.
Eröffnungskonzert, aber kein durchgehender Präsenzunterricht
An der Medizinischen Universität Wien ist das vor allem für die Studienanfänger ganz anders. Dort fand zwar am 4. Oktober das Semester-Eröffnungskonzert mit etwa 200 Gästen statt, der Präsenzunterricht steht aber noch nicht durchgehend am Stundenplan.
Via YouTube-Videos Abtasten von Körpern lernen
„Ich habe mich doch sehr stark gewundert, dass beim Konzert so viele Menschen anwesend waren. Wobei doch von der Uni immer erklärt wird, dass die Durchführung von Seminaren oder Praktika mit nur zehn Personen derzeit zu aufwendig sei“, ärgert sich Medizinstudent Christopher V., der mit seinen Kommilitonen die Lehrinhalte in den vergangenen Monaten nur über Bildschirme verfolgen konnten: „Wir sollten das Abtasten von Körpern via YouTube-Videos lernen. Das hat natürlich nicht geklappt.“
Neben dem fehlenden Präsenzunterricht lässt vor allem die Kommunikation gegenüber uns Studenten zu wünschen übrig.
Medizinstudent Christopher V.
Vergangenes Semester besuchte sein Jahrgang die Uni lediglich zweimal für 45 Minuten sowie für das Ablegen einer Prüfung. Und auch in diesem Semester ist der Präsenzunterricht weiter rar gesät. Vorlesungen finden laut Homepage online statt, ebenso der Großteil der Seminare. Praktika sollten als Präsenzeinheit über die Bühne gehen. Doch nicht einmal da sind es alle. „Bis Weihnachten haben wir nur das Fach ,Ärztliche Grundfertigkeiten’ vor Ort“, schildert V.
Umso verwunderlicher also, dass ein Eröffnungskonzert mit 200 Personen kein Problem war. „Es handelte sich dabei um eine Veranstaltung des Alumni Clubs der MedUni Wien. Die 2,5G-Regel wurde kontrolliert, es galt FFP2-Maskenpflicht und der Saal verfügte über ein spezielles Lüftungskonzept“, heißt es von der Fakultät.
Eine Antwort, die für die Medizinstudenten nicht zufriedenstellend ist. „Uns wird nicht nur die Möglichkeit genommen, uns vor Ort auszubilden. Auch die für Ärzte so wichtige soziale Komponente des Studiums wird durch den fehlenden Präsenzunterricht erschwert“, weiß V.
„Viele Studenten sprachen sich für Onlineformate aus“
„Die Situation ist für alle sehr schwierig. Es geben aber alle, Lehrende wie Studierende, ihr Bestes“, sagt dazu Vizedirektorin Anita Rieder. Das klinisch-praktische Jahr etwa würde gänzlich in Präsenzunterricht erfolgen. In den anderen Jahrgängen gäbe es eine Mischung. „Vor allem bei den Vorlesungen haben sich viele Studenten selbst für Onlineformate ausgesprochen“, so Rieder.
Praktika finden vor Ort statt. Bei Seminaren und Vorlesungen setzen wir auch noch auf Distance Learning.
Vizerektorin Anita Rieder, MedUni Wien
An der Universität für Musik und darstellende Kunst findet der Unterricht in diesem Semester gänzlich vor Ort statt. Was vor allem die Studenten freut. „Wir haben bereits im vergangenen Semester damit begonnen. Musik und darstellende Kunst lebt von der Interaktion. Und ein qualitativ hochwertiger Unterricht braucht Präsenz“, erklärt Vizerektorin Gerda Müller. Hoffentlich auch bald für alle Medizinstudenten.
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