Umgerechnet 70.000 Euro erzielte ein Notizbuch der französisch-polnischen Atompionierin Marie Curie bei einer Versteigerung. Doch dem neuen Besitzer dürfte das historische Dokument kaum Freude bereiten. Denn lesen darf er es nicht, wie die "Welt Online" berichtet. Grund dafür ist die immense radioaktive Belastung des Heftchens. Das Notizbuch strahlt bis heute.
Zu Beginn der Forschungen von Marie Curie und ihrem Ehemann Pierre herrschte noch ein achtloser Umgang mit radioaktiven Substanzen. Die Wissenschaftler waren damals von dem Gedanken beseelt, dass die neu entdeckte Strahlung Krankheiten wie etwa Krebs besiegen kann. Das war zwar nicht ganz falsch, aber letztendlich dominierte die verheerende Zerstörungskraft der Radioaktivität.
Grausame Selbstversuche der Wissenschaftler
Damals überboten sich die Wissenschaftler mit ebenso kuriosen wie schrecklichen Selbstversuchen. Nachdem andere Forscher vorgelegt hatten, platzierte Pierre Curie ein Stück Radium für zehn Stunden auf seiner Haut. Das Ergebnis: Tiefe Wunden im Fleisch und eine gräuliche Verfärbung derselben. Auch Ehefrau Marie hantierte lange Zeit unbesorgt mit dem Material.
Noch krasser trieb es der deutsche Chemiker Friedrich Giesel. Er arbeitete in einer Fabrik, die Radium extrahierte und legte sich das Radium zwar nur für zwei Stunden auf die Haut - doch dann schwenkte er mit den Experimenten auf seinen neunjährigen Sohn um. Diesen röntgte er so lange, bis dem Bub die Haare ausfielen. Auch die Pflanzen im Garten waren vor Giesel nicht sicher. Er bestrahlte sie immer wieder, so dass irgendwann das für sie lebensnotwendige Chlorophyll ausgeschaltet war.
Immerhin wurde der bisweilen fanatisch agierende Giesel 75 Jahre alt. Sein Sohn jedoch verstarb früh. Marie Curie durfte zumindest noch ihren 67. Geburtstag erleben. Zum Verhängnis wurde ihr Blutarmut, die durch die ständige Strahlung ausgelöst wurde. Ihrem Ehemann Pierre blieb zumindest der quälende Strahlentod erspart. Er starb mit nur 46 Jahren bei einem Droschken-Unfall.
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