Für Salzburg ist der Uralt-Meiler eine Dauer-Gefahr: Gerade einmal 150 Kilometer entfernt von der Grenze ist Isar 1 seit 1977 in Betrieb. Nach einem Zwischenfall bliebe zu wenig Zeit zur Evakuierung, weil eine radioaktive Wolke rasch in Salzburg wäre, das in der Hauptwindrichtung liegt. Umso größer war die Erleichterung, als die deutsche Regierung nach der Katastrophe in Japan verkündete, dass die ältesten Reaktoren sofort vom Netz genommen werden. Und während der Sicherheits-Prüfung für vorerst drei Monate auch abgeschaltet bleiben.
"Heiße" Brennstäbe machen Abschaltung notwendig
Isar 1 wurde am vorigen Donnerstag heruntergefahren, dabei kam es zu einem dramatischen Zwischenfall: Fünf Stunden nach dem Abschalten sank im Druckbehälter des Reaktors der Kühlwasserstand rapide. Weil das Kraftwerk zu diesem Zeitpunkt weiterhin Energie erzeugte und auch die Brennstäbe noch "heiß" waren, war eine Notabschaltung des AKW notwendig.
"Der Vorfall wurde knapp eine Woche geheim gehalten und kam durch die Recherchen des Energie-Nachrichtendienstes 'Dow Jones' ans Licht", weiß der Salzburger Nationalrat Erich Tadler. "Der E.on-Konzern hat natürlich gesagt, dass keine Gefahr bestand – aber dieser Vorfall muss Anlass genug sein, Isar 1 für immer stillzulegen, nicht nur für drei Monate", erklärt Tadler.
Bleibt es beim endgültigen Aaus für Isar 1?
Denn das bayrische Atomkraftwerk ist ein Siedewasser-Reaktor – genauso wie die Anlage in Fukushima. Eigentlich sollte der Meiler heuer vom Netz kommen. Die deutsche Regierung wollte die Laufzeit jedoch bis 2020 verlängern – das ist seit Fukushima nicht mehr fix. Die sieben ältesten deutschen AKWs (darunter Isar 1) wurden vorerst drei Monate stillgelegt, erst nach einer Sicherheits-Überprüfung soll über den weiteren Betrieb entschieden werden.
"Wenn sich keine neuen Erkenntnisse ergeben", könnte Isar 1 dann wieder Strom erzeugen, meinte E.on-Direktor Johannes Theyssen erst diese Woche in einem Interview – den Vorfall beim Herunterfahren des Reaktors verschwieg er dabei.
von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung
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