Parlamentsbericht:

Früherer Lockdown hätte 20.000 Briten gerettet

Ausland
12.10.2021 07:02

Ein Parlamentsbericht stellt dem britischen Premier Boris Johnson ein verheerendes Zeugnis aus: Demnach hätte der konservative Politiker Zehntausende Menschenleben retten können, hätte er den Inselstaat früher in einen Lockdown geschickt. Das Verzögern dieser Maßnahme sei demnach „eines der größten Versäumnisse im Bereich der öffentlichen Gesundheit“ in der Geschichte des Landes, so das vernichtende Urteil im Untersuchungsbericht.

Johnson ist durch das Ergebnis massiv unter Druck geraten. Wie Experten in der gemeinsamen Untersuchung des Gesundheits- und des Wissenschaftsausschusses des britischen Unterhauses festhielten, hätte ein nur um eine Woche früher verhängter Lockdown die Zahl von 40.000 Todesopfern in der ersten Welle „mindestens halbiert“, berichtet die Zeitung „The Mirror“. Doch nicht nur die Regierung, auch die Opposition bekam die Leviten gelesen: Der Regierungskurs „hätte von allen stärker infrage gestellt werden müssen“, heißt es weiter in dem Bericht.

Die Ausgangssperren für die eigene Bevölkerung seien ebenfalls zu spät erlassen worden wie die verschärften Grenzkontrollen. Die Regierung habe die Seuche anfangs unterschätzt und zudem mit falschen Modellen gearbeitet. 

(Bild: AFP/Andy Buchanan)

Unabhängige öffentliche Untersuchung angekündigt
Die Parlamentsabgeordneten hatten für ihren Bericht zahlreiche Zeugen vernommen, darunter auch den umstrittenen Ex-Berater von Johnson, Dominic Cummings, der wegen der Missachtung von Quarantäne-Regeln nach seiner Covid-Erkrankung selbst in der Kritik stand. Eine unabhängige öffentliche Untersuchung der Corona-Politik der Regierung soll erst nächstes Jahr folgen.

Auch viele britische Politiker infizierten sich
Großbritannien ist mit fast 138.000 Corona-Todesfällen eines der am schlimmsten von der Pandemie betroffenen Länder Europas. Während zahlreiche europäische Regierungen Anfang 2020 bereits ihre Grenzen abgeriegelt und Lockdowns erlassen hatten, hatte sich Johnson erst Ende März dazu durchringen können. Kurz darauf landete Johnson selbst mit einer Corona-Infektion auf der Intensivstation, zahlreiche seiner Kabinettskollegen und Berater infizierten sich. Unter seinen Beratern hatten damals lange Pläne von einer kontrollierten „Durchseuchung“ der Bevölkerung zirkuliert.

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