Mini-Kernkraftwerke
Frankreich bekennt sich wieder offen zu Atom-Liebe
„Frankreich hat Glück, denn Frankreich hat Atomkraft“, betont Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gern. Selbst die französischen Grünen schieben den früher vehement geforderten Atomausstieg inzwischen verbal weit in die Zukunft. In Brüssel versucht Frankreich derzeit, Atomkraft als „Grüne Investition“ anerkennen zu lassen. Und Macron will investieren - in Mini-Reaktoren (SMR - Small Modular Reactor), die aber bei Weitem noch nicht produktionsreif sind.
Atomkraft ist wieder im Kommen in Frankreich - und überraschend sogar ein Wahlkampfthema geworden. Präsident Emmanuel Macron verfolgt bei diesem Thema seine häufig genutzte „Sowohl-als-auch“-Strategie, um keines der Lager zu verprellen: Er will neue, kleine AKWs bauen, aber nebenher sollen auch erneuerbare Energien ausgebaut werden. Dabei geht es um den Kampf gegen den Klimawandel ebenso wie um den Schutz der heimischen Industrie - und nicht zuletzt um die Strompreise.
Widerstand aus Deutschland und Österreich
In Brüssel versucht Frankreich derzeit, Atomkraft als „Grüne Investition“ anerkennen zu lassen. Atomenergie trage „erheblich zur Unabhängigkeit unserer Energieproduktion bei“, heißt es in einem offenen Brief. Die Einstufung solle „bis Ende des Jahres“ erfolgen, wird gefordert. Dies hätte zur Folge, dass neue Atomkraftwerke mit EU-Geldern gefördert werden können. Dagegen regt sich allerdings Widerstand aus Deutschland und Österreich.
Unterdessen überbieten sich die Präsidentschaftskandidaten im rechten Lager mit Atom-Rhetorik. Der konservative Kandidat Xavier Bertrand will mindestens drei neue EPR-Kraftwerke bauen lassen, die Rechtspopulistin Marine Le Pen gleich sechs und der Rechtsextreme Eric Zemmour am liebsten zehn. Dabei geht der einzige Europäische Druckwasserreaktor (EPR), der in Frankreich gebaut wird, frühestens 2023 ans Netz - mit elf Jahren Verspätung und nahezu viermal so teuer wie geplant. Und über das geplante Endlager für Atommüll ist auch noch längst nicht endgültig entschieden.
Atomkraft mit Nationalstolz verbunden
Die Mini-Reaktoren (SMR - Small Modular Reactor), in die Macron nun investieren will, sind bei Weitem nicht produktionsreif. Ein einziges Modell läuft derzeit in Russland. Die Industrie aber hat wenig Interesse an den kleinen Reaktoren, weil sie relativ wenig Strom produzieren und herkömmliche Atomkraftwerke nicht ersetzen können. Macron geht es auch um Unabhängigkeit in der Energieproduktion: „Wir dürfen niemals zu abhängig von einer Energiequelle sein, die attraktiv erscheint, wenn die Preise niedrig sind.“
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