Unter dem Motto „Es reicht“ sind am Dienstag mehr als 5000 Mitarbeiter von Wiener Privatkindergärten auf die Straße gegangen und haben bessere Rahmenbedingungen gefordert. Die „Krone“ war dabei.
Am Dienstagvormittag sorgten anstelle der Kinder 5000 Elementarpädagogen für ordentlich Krach. Mit Trillerpfeifen und Tröten versammelten sich Mitarbeiter von Wiener Privatkindergärten im Votivpark und forderten mehr Personal, mehr Gehalt und generell bessere Rahmenbedingungen. Bislang wurde nur an den Wochenenden demonstriert, diesmal wurde zum ersten Mal eine Betriebsversammlung von Privatkindergärten während der Arbeitszeit abgehalten.
Eltern und Kinder standen Dienstagfrüh deshalb vor verschlossenen Türen, die Einrichtungen blieben bis 12.30 Uhr geschlossen.
„Ich brauchte schon einmal eine Auszeit“
Die „Krone“ war vor Ort und befragte einige Demonstranten. Obwohl alle die Liebe zur Erziehertätigkeit betonten, wollten die meisten ihren Job schon einmal hinschmeißen. „Ich hatte schon einmal eine Auszeit, und 40 Stunden pro Woche schaffe ich einfach nicht mehr“, sagt die Pädagogin Katharina Zeilinger. Und ihre Kollegin Daniela Kabarek fragt zu Recht, falls die Pädagogen aufgrund der Belastung kündigen: „Wer soll dann auf eure Kinder aufpassen?“
Der Beruf ist schön, aber es wird einfach zu viel. Corona hat es deutlich gemacht, wer soll auf eure Kinder aufpassen?
Daniela Kabarek
Es hat sich in den letzten 20 Jahren nichts getan. Ich hoffe sie nehmen uns ernst, wenn wir unter der Woche demonstrieren.
Kathrin Windkessel
Ganz zu Beginn wollte ich den Job schon hinschmeißen. Dann wurde mir klar, wie wichtig unser Beruf ist.
Christoph Szuchanek
Die Politik muss die Probleme endlich in die Hand nehmen. Wir sind personell überfordert mit so vielen Kindern.
Juliana Geischläger
Am Montag reagierte die Stadtregierung und kündigte Unterstützung an. So werden die Assistenz-Stunden in den Kindergartengruppen von derzeit 20 Stunden auf 40 Stunden ab September 2022 verdoppelt. Und die Zahl der Sprachförderkräfte an den Wiener Kindergärten bis 2024 auf 500 erhöht.
Kindergartengruppen sind viel zu groß
Die Gruppen mit 20 bis 25 Kindern seien zu groß für nur eine Pädagogin. Vor allem Kinderkrippen brauchten intensivere Betreuung, wird beklagt. „Das Paket der Stadtregierung ist ein wichtiger erster Schritt, aber es braucht definitiv mehr“, sagt Karin Wilfingseder von der Gewerkschaft GPA. Gerade unterstützende Hände, wie Assistenten, die in Wien nicht einmal eine Ausbildung benötigen, müssten leicht zu finden sein.
Auch die unklare Kompetenz wird kritisiert. Während im schulischen Bereich das Bildungsministerium die Verantwortung trägt, fehlt im elementaren Bildungsbereich die Bundeskompetenz.
Corona hat die Lage weiter verschärft
Die Arbeitsbedingungen wurden durch die Pandemie noch schlechter und die Unzufriedenheit der Mitarbeiter stieg mit dem Arbeitsdruck. Erschöpfung und Burnout sind häufige Folgen. „Immer mehr Kollegen wollen kündigen, in den letzten Monaten erreichten uns 50 bis 60 Bescheide“, berichtet Karin Wilfingseder.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.