Hinweise im Blut

Lange Zeit im All hinterlässt Schäden im Gehirn

NASA-Astronaut Mike Hopkins bei einem Außeneinsatz auf der Raumstation ISS

(Bild: APA/AFP/NASA)

Langzeit-Missionen im All führen bei Raumfahrern nicht nur zum Muskel- und Knochenschwund, sondern hinterlassen auch Schäden am Gehirn. Das bestätigten Forscher mithilfe von Bluttests, wie am Dienstag die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) mitteilte. Zuvor hatte es bereits ähnliche Ergebnisse nach Hirn-Scans von Astronauten gegeben.

Gemeinsam mit Wissenschaftlern der schwedischen Universität Göteborg und russischen Kollegen haben die Münchner Forscher nun erstmals bei Kosmonauten anhand von hochmodernen Bluttests die Gehirnstruktur vor und nach ihrer Rückkehr aus dem All untersucht. Die fünf Raumfahrer waren im Schnitt 169 Tage an Bord der internationalen Raumstation ISS.

(Bild: NASA)

Beschleunigter Alterungsprozess
„Insgesamt deuten unsere Ergebnisse auf eine leichtgradige, aber anhaltende Hirnverletzung und einen beschleunigten Alterungsprozess des Gehirns bei Rückkehr zur Erde hin“, erklärte LMU-Mediziner Peter zu Eulenburg. Dabei scheinen alle relevanten Gewebearten des Gehirns betroffen zu sein.

Als klinischer Hinweis für neurologische Folgen eines Langzeitaufenthalts im All sind bisher lediglich Veränderungen des Sehvermögens bei einigen Raumfahrern festgestellt worden. In ihrer Studie konnten die Forscher nachweisen, dass mehrere maßgebliche Proteine für Alterungsprozesse und Verletzungen des Gehirns direkt nach Rückkehr aus dem All deutlich ansteigen.

Druckanstieg bei Hirnflüssigkeit
Ursache dafür könnte ein gestörter Abfluss des venösen Bluts aus dem Kopf aufgrund der Schwerelosigkeit im Weltall sein, der im Lauf der Zeit zu einem Druckanstieg im Nervenwasser führt. Bevor Astronauten eine Reise zum Mars anbrechen, seien daher unbedingt weitere Studien mit vorbeugenden Maßnahmen gegen den Druckanstieg im Kopf notwendig, fordern die LMU-Mediziner.