Einen schönen Dienstagabend.
Tag zwei der Ära Schallenberg, und wir haben um 17 Uhr immer noch den gleichen Bundeskanzler wie gestern. Diese politische Stabilität beeindruckt mich, die erste Rede des neuen Regierungschefs im Parlament hat es nicht so ganz getan. Bemerkenswert, wie lang so ein Schattenkanzlerschatten sein kann, selbst wenn das Licht aus Lampen von oben fällt. Schallenberg war angriffig gegenüber der Opposition, es folgten Treueschwüre und Liebesbekundungen an seinen Vorgänger, danach türkise Stehsätze. Das können Sie sich übrigens sparen: Ich habe ein Foto von Sebastian Kurz mit einer dieser Apps um 20 Jahre altern lassen, um herauszufinden, ob Schallenberg vielleicht nur ein zeitreisender Kurz ist. Aber das führte zu nichts. Vielleicht ein Avatar? Da kenne ich mich zu wenig aus, ich habe ja noch nicht einmal den Film gesehen.
Apropos Blau: Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist wieder zurück. Als Berater für Moral und Korruptions-Angelegenheiten tingelt der (nicht rechtskräftig) Verurteilte gerade durch die Fernsehstudios. Seine Analyse etwa bei PULS 24: „Ich habe betrunken auf Ibiza mit den Gerüchten um Korruption recht behalten.“ Vor mehr als einem Jahr wurden Strache und ich übrigens auch bei einem Gespräch gefilmt. Nicht heimlich natürlich, er hatte kein Ruderleiberl an, und meine Füße waren in Schuhen versteckt. Das Zusammentreffen fand im „Krone“-Studio statt, und zumindest für mich selbst kann ich Nüchternheit in Anspruch nehmen. Wir haben über seine Verwicklungen in Affären gesprochen, und so fragte ich:
Haben Sie schon einmal gegoogelt: Wie verhalte ich mich im Gefängnis richtig?
Strache: „Nein, denn ich habe ja nichts angestellt, und ich habe ein reines Gewissen.“
Und später: Wollen Sie die Fußfessel eher links oder rechts? Strache: „Das beschäftigt mich nicht, weil ich niemals eine haben werde.“
Nach dem Interview war ich etwas melancholisch, gebe ich zu. Ich sagte zu mir selbst: „Michael (ja, so reden wir miteinander, unser Verhältnis ist ambivalent), diese Fragen wirst du in deinem Berufsleben auch nie wieder stellen können.“ Aber das hat sich überholt. Die Gelegenheiten dafür werden so schnell nicht ausgehen. Ich fürchte sogar eine inflationäre Verwendung der Fragen - und der Antworten. Viel glücklicher macht das auch nicht.
Morgen schauen wir uns in der Wien-„Krone“ übrigens Hundezonen an. 205 gibt es in der Stadt, und die meisten sind sehr schön. Viele haben jedoch einen Charme, der frappant an „Friedhof der Kuscheltiere“ erinnert. Sie wissen schon, diesen später verfilmten Roman von Stephen King, in dem eingegrabene Lebewesen als das Gegenteil von dem zurückkommen, was sie einst waren. Süße Kuschelkatze wird fleischfressendes Monster usw. Wenn es auch umgekehrt funktionieren sollte, hätten wir angesichts der Summe an „Volksvertretern“, die sich momentan ihr eigenes Grab schaufeln, eines Tages vielleicht doch noch Hoffnung auf eine untadelige Politik. Versprochen:
Morgen mache ich den Schallenberg und werde kurz. Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.