Pilotprojekt in Galtür

Erntezeit bei den ersten Tiroler Enzian-Bauern

Tirol
13.10.2021 18:00

Der Gelbe Enzian aus den Bergen ist eine begehrte Heilpflanze. Dazu startete vor vier Jahren in Galtür im Tiroler Paznauntal ein interessanter Feldversuch. Jetzt ist die Zeit der Ernte gekommen. 

„Muskelkraft und Pickel, wie beim Enziangraben am Berg. Nur, dass wir am Feld vier bis fünf Stunden für 100 Kilo Ertrag benötigen, oben aber 16 Stunden.“ Hermann Lorenz steht auf seinem Acker auf 1600 Metern Seehöhe. Schon das ist eine kleine Sensation. Denn Galtür war nie ein Ackerland. Seit 2017 ist das anders. Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer baut Lorenz seit vier Jahren Gelben Enzian an. Seine Wurzeln sind nicht nur in der Volksheilkunde begehrt, sondern auch in der Pharmabranche.

2019: Alexandra Lorenz und Tochter Paulina helfen beim Jäten. Der Pflegeaufwand für die Enzian-Pflanzen ist enorm. (Bild: Forcher/Fotoworxx Christian)
2019: Alexandra Lorenz und Tochter Paulina helfen beim Jäten. Der Pflegeaufwand für die Enzian-Pflanzen ist enorm.

Elf Brenner und ein Hektar Anbaufläche
Doch Lorenz veredelt seine Wurzeln lieber selbst. Und nicht nur er. Elf Schnapsbrenner kultivieren mittlerweile auf insgesamt einem Hektar Gelben Enzian. Sie knüpfen damit an die jahrhundertealte Tradition des Galtürer „Enzner“ an, der mit dem von Lorenz beschriebenen Aufwand vom Berg in die Schnapsflasche kommt. Ein von der UNESCO geadeltes Kulturerbe. Bald vielleicht ein rentabler Erwerbszweig für Landwirte. „Wir sind nun dabei, das Verfahren für das Einmaischen und Vergären zu perfektionieren, damit am Ende höchste und gleichbleibende Qualität rauskommt“, verweist LK-Fachbereichsleiter Wendelin Juen auf noch offene Fragen zum richtigen Zerkleinern der Wurzeln, Gärtemperatur oder -dauer.

2021: Wendelin Juen von der Landwirtschaftskammer, Brenner Hermann Lorenz und Jens Bohn von der Universität Hohenheim (von links) mit der ersten Ernte. (Bild: LK Tirol/Singer)
2021: Wendelin Juen von der Landwirtschaftskammer, Brenner Hermann Lorenz und Jens Bohn von der Universität Hohenheim (von links) mit der ersten Ernte.

Um diese Fragen zu klären, wurden Fachleute der Universität Hohenheim ins Boot geholt. Diese sind für ihre hochwertigen Destillate vielfach ausgezeichnet. In Kooperation mit der Tiroler Landwirtschaftskammer wird nun am idealen Herstellungsverfahren von Enzianbränden getüftelt.

„Reiner Enzian“ aus Tirol könnte bald schon zum Exportschlager werden. Und Enzian-Bauer zum neuen Berufsbild.

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