In der Nacht auf Mittwoch ist in der Eishockey-Profiliga NHL die neue Saison losgegangen - ohne Michael Grabner! Der 34-Jährige stand zuletzt am 9. März 2020 für die Arziona Coyotes im Rink, eine Rückkehr auf die Eisfläche ist derzeit nicht absehbar. Mit der „Krone“ sprach der Stürmer über die aktuelle Situation, Corona und seine Zukunft ...
„Krone“: Michi, eingangs gefragt: Wie geht es Dir, wie ist der sportliche Status quo?
Michael Grabner: Es gibt nicht wirklich was Neues, ich habe mich in letzter Zeit auf das Familienleben konzentriert. Die Kinder besuchen die Schule, bei Sohn Aidan hat zudem die Hockey-Saison gestartet. Ich helfe seinem Trainer als Assistent aus, wir sind oft unterwegs zu Turnieren, waren neulich in Nashville. Die Jungs fahren hier in den USA mehr herum als ich es in Österreich während meiner ganzen Jugend tat.
„Krone“: Spielt der 10-jährige Aidan bei Arizona?
Grabner: Ja, er spielt hier bei den Junior Coyotes, der im Verein höchsten und auch stärksten Mannschaft in seiner Altersklasse. Er ist Mittelstürmer, ein etwas anderer Spielertyp als ich. Ich war im Nachwuchs in meinen Teams immer der Kleinste, dafür sehr schnell. Aidan zählt zu den Größten in seiner Mannschaft, ist nicht der Schnellste, verteidigt aber den Puck sehr gut.
„Krone“: Du hast Dein letztes Spiel im März 2020 bestritten. Wie wichtig war es für Dich, aus dem Hamsterrad NHL auszuscheren?
Grabner: Sehr wichtig, denn ich habe in den letzten Monaten Momente erlebt, die ich ansonsten wieder verpasst hätte: die Schulanfänge der Kinder oder auch die familiären Geburtstage. Bis jetzt kann ich mich nicht beschweren über die letzten Monate, was da an Privatleben möglich war. Ich würde es gegen nichts eintauschen wollen.
„Krone“: Ihr seid ja inzwischen auch zu fünft, Du bist zum dritten Mal Vater geworden.
Grabner: Ja der Kleinste ist nun auch schon wieder drei Monate alt, er heißt Benjamin Michael.
„Krone“: Wie intensiv hast Du in letzter Zeit auf dem Eis trainiert?
Grabner: Ehrlich gesagt gar nicht. Auf dem Eis bin ich derzeit nur mit den Kindern. Ich trainiere aber oft zu Hause in meiner Kraftkammer, halte mich so fit. Eishockey-spezifisch habe ich aber nicht wirklich etwas gemacht.
„Krone“: Hast Du mit Deiner NHL-Karriere abgeschlossen?
Grabner: Für den Moment schon. Denn ich will mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht impfen lassen, möchte daher auch nicht in der NHL von einem Arbeitgeber dazu gezwungen werden. Ich benötige derzeit die Impfung hier in den USA nicht. Ich kann, ohne mich vorher testen lassen zu müssen, in ein Flugzeug steigen, setze dann während des Flugs wie alle anderen die Maske auf.
„Krone“: Welche Gedanken gehen Dir durch den Kopf, wenn Du an ein mögliches Comeback denkst?
Grabner: Wenn ich wo hingehen würde, müsste die ganze Familie mit mir siedeln. Zweitens würde der Vertrag wohl nur für eine Saison gelten. Und wenn ich, so wie es derzeit der Fall ist, ohne Impfung nicht zu den Spielen nach Kanada fliegen kann, verliere ich Geld. Das zeigt ja das jüngste Beispiel des ungeimpften Tyler Bertuzzi bei Detroit, der durch die verpassten Spiele rund 400.000 US-Dollar weniger verdient. Das macht für mich dann keinen Sinn, ist es mir nicht wert, dass ich die Kinder aus ihrem gewohnten Umfeld reiße und wir für ein Jahr wieder umziehen.
„Krone“: Hat es auch damit zu tun, dass Du nach elf Jahren in der NHL die Situation entspannter siehst?
Grabner: Bestimmt! Wäre ich 25 Jahre und hätte erst 2, 3 Jahre in der NHL hinter mir, wäre die Situation eine andere. Ich glaube, es würde rein vom Körperlichen her durchaus noch ein paar Jahre gehen.
„Krone“: Du hast vorhin gemeint, dass Du kaum Eistraining in den Beinen hast. Ist da ein NHL-Comeback überhaupt noch realistisch?
Grabner: Ich trainiere außerhalb der Eishalle täglich, bin fit, mache etwa gleich viele Kniebeugen wie zu meiner besten Zeit. Wenn ich sage, ich trainiere jetzt ein, zwei Monate Vollgas auf dem Eis und dazu Kondition, würde ich, wenn es sein müsste, ziemlich schnell fit sein. Da muss dann natürlich auch der Kopf mitspielen. Mental verspüre ich derzeit keinen Stress. Vielleicht reicht es aber am Ende des Tages auch gar nicht mehr für ein Comeback. Nur weil ich denke, dass ich noch spielen kann, muss es nicht sein, dass dem wirklich so ist.
„Krone“: Gäbe es für Dich eine Alternative zur NHL?
Grabner: Nicht wirklich. Ich weiß auch nicht, wie die Corona-Situation in anderen Ländern oder in Europa aussieht. Ich bin in keinster Weise ein Impf-Gegner, habe aber meine eigene Einstellung dazu. Ich mache es, wie es für mich und auch für meine Familie am besten ist.
„Krone“: Seht ihr als Familie eure Zukunft in den USA?
Grabner: Mittelfristig schon. Die Kinder sind hier aufgewachsen, haben all ihre Freunde hier. Doch ich habe keine Ahnung, was in den nächsten Monaten und Jahren noch passieren wird.
„Krone“: Viele Fans würden Dich gerne nochmals im Dress deines Heimatklubs VSV sehen.
Grabner: Ja, ich weiß (schmunzelt). Wie es jetzt aussieht, ist aber ein neuerliches Comeback bei den Blau-Weißen eher unrealistisch.
„Krone“: Wie sehr vermisst Du Österreich?
Grabner: Alle, die mich besser kennen, wissen, dass ich im Sommer immer sehr gerne daheim in Kärnten war. Ich bin aber sehr froh, dass ich die letzten zwei Jahre hier in den USA verbracht habe. Weil wir hier trotz Corona einen normalen Alltag ohne große Einschnitte leben können. Die Schule war, als die Pandemie ausbrach, nur kurz geschlossen, die Kinder konnten auch sehr bald wieder in den Sport zurückkehren.
„Krone“: Hattest Du zuletzt konkrete Gespräche mit NHL-Klubs?
Grabner: Nein. Letztes Jahr gab es schon Anfragen, da habe ich meinem Agenten gesagt, dass es wenig Sinn macht, solange ich nicht über die Corona-Regeln definitiv Bescheid weiß. Wenn ich nun im Sommer gesagt hätte, dass ich wieder einsteigen will, hätte er sich umgeschaut, ob Interesse besteht. Aber das war wie gesagt kein Thema.
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