Netflix-Hit

„Squid Game“ sorgt für diplomatische Verstimmungen

Web
13.10.2021 09:47

Keine Serie wird derzeit so häufig gestreamt wie die Netflix-Produktion „Squid Game“ aus Südkorea. Allein im ersten Monat verfolgten mehr als 111 Millionen Zuseher weltweit, wie knapp 500 hochverschuldete Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen in scheinbar harmlosen Kinderspielen gegeneinander antreten, um ein Preisgeld in Millionenhöhe zu gewinnen. Auch in China ist die Serie ein Erfolg - obwohl sie es dort eigentlich gar nicht sein dürfte. Das sorgt nun für diplomatische Verstimmungen.

Medienberichten zufolge haben auf dem chinesischen Twitter-Pendant Weibo mehr als zwei Milliarden User den Hashtag zu „Squid Game“ angeklickt. Dabei ist die Serie in Chinas streng reguliertem Internet offiziell gar nicht erhältlich. Die ganz offensichtliche Piraterie mit „Squid Game“ entwickelte sich schlussendlich zum diplomatischen Streitfall: Jang Ha-sung, Südkoreas Botschafter in Peking, hat laut Angaben des koreanischen Senders KBS von den chinesischen Behörden verlangt, gegen File-Sharing-Seiten einzugreifen, die die Serie illegal verbreiten.

Weltweit hat die Netflix-Serie zudem zu einem deutlich gesteigerten Interesse am Erlernen der koreanischen Sprache geführt. Anfang Oktober gab das Unternehmen Duolingo, das Onlines-Srachkurse anbietet, bekannt, dass man in den USA seit Serienstart von „Squid Game“ im September 40 Prozent mehr Nutzer für Koreanischkurse registriert als noch im Vorjahreszeitraum.

(Bild: Netflix)

Unschöne Nachahmereffekte
Doch auch zu unschönen Nachahmereffekten ist es bereits gekommen. Laut Medienberichten haben Schüler an einer Schule im belgischen Erquelinnes ihre Version der Serie nachgespielt, wobei die Verlierer regelrecht verprügelt wurden. Die Schulleitung musste sich schließlich per Facebook an die Eltern der Schüler wenden.

In seinem Heimatland hat „Squid Game“ vor allem wegen seiner offenen Gesellschaftskritik den Zeitgeist getroffen. „Ein Grund, warum das rekordverdächtige Hitdrama von Netflix bei so vielen Menschen Anklang fand, ist, dass es auch ein sozialer Kommentar zu realen Vorfällen in Korea ist“, schreibt etwa die Tageszeitung „Korea Herald“.

Jung Ho-yeon als Teilnehmerin „No. 067“ in der südkoreanischen Netflix-Serie „Squid Game“. (Bild: Netflix)
Jung Ho-yeon als Teilnehmerin „No. 067“ in der südkoreanischen Netflix-Serie „Squid Game“.

„Metapher für moderne kapitalistische Gesellschaft“
Wachsende Ungleichheit, Diskriminierung sozialer Minderheiten und ein extremer Leistungsdruck: Fast alle großen Gesellschaftsprobleme werden in „Squid Game“ aufgegriffen. In einem Interview sagte Regisseur Hwang Dong-hyuk, dass er das „Überlebensspiel als eine Metapher, eine Parabel für die moderne kapitalistische Gesellschaft“ darstellen wollte.

Dass die derzeit erfolgreichste Serie ausgerechnet aus Südkorea kommt, ist kein Zufall. Die Regierung in Seoul fördert seit Ende der 90er-Jahre gezielt den Kulturexport als wirtschaftliche Wachstumsbranche. Zuletzt hatte das Land große, internationale Erfolge hervorgebracht, allen voran mit der Boyband BTS.

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