Wie lange können Blaulichtorganisationen bei einem totalen Stromausfall die Einsatzfähigkeit garantieren? Nicht besonders lange, warnt jetzt das Österreichische Rote Kreuz.
Irgendetwas dürfte in der Luft liegen. Schon seit Monaten wird von verschiedenen Seiten vor einem möglichen Totalausfall der Stromversorgung gewarnt. Manche Behörden und Organisationen brüsten sich damit, für einen totalen Blackout gewappnet zu sein, andere mahnen die Bevölkerung, sich mit Notfallpaketen einzudecken.
Und das Rote Kreuz fordert jetzt den raschen Ausbau der Katastrophen-Vorsorge. Bundesrettungskommandant Gerry Foitik will nichts beschönigen: „Wenn das Stromnetz zusammenbricht, hätten wir nach ein paar Tagen Probleme. Um uns darauf vorzubereiten, während eines Blackouts eine Woche lang einsatzfähig zu bleiben, fehlen uns leider die finanziellen Mittel.“ Vor allem am Land wäre die Einsatzfähigkeit des Rettungsdienstes schon nach 48 Stunden gefährdet.
Wenn das Stromnetz zusammenbricht, hätten wir nach ein paar Tagen Probleme.
Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant
„Zeit, Katastrophenvorsorge ernst zu nehmen“
Von den mehr als 700 Rotkreuz-Stellen verfügen überhaupt nur strategisch wichtige Bezirksstellen über ein Notstromaggregat. „Es ist an der Zeit, Katastrophenvorsorge ernst zu nehmen“, so Foitik. Der 50-Jährige fordert konkret, dass Blaulichtorganisationen präventiv 20 Millionen Euro aus dem Katastrophenfonds des Bundes zur Verfügung gestellt werden, damit sich diese auf den Fall der Fälle ordentlich vorbereiten können. Die Wiener Berufsrettung ist für 72 Stunden gerüstet und hat Sonderverträge mit Treibstofflieferanten, um die Versorgung von Dieselaggregaten abzusichern.
SMS-Warnsystem bei Naturkatastrophen
Apropos Weltuntergang: Fixiert wurde Mitte dieser Woche dafür eine Novelle des Telekommunikationsgesetzes, die den Weg für ein neues SMS-Warnsystem ebnet. Im Falle einer drohenden Katastrophe - von Überflutungen über Unwetter bis hin zu Flächenbränden - wird an jedes aktive Handy innerhalb eines bestimmten Gebietes eine Textnachricht verschickt. Das System, das in anderen Ländern längst im Einsatz ist, soll als eine Ergänzung zu den 8200 Alarmsirenen in ganz Österreich dienen. Wer nicht so lange warten möchte, kann sich auch zwei spezielle Applikationen auf sein Smartphone herunterladen, die schon jetzt über aufziehende Katastrophen informieren: die Team-Österreich- und die KATWARN-App.
170 regulierende Eingriffe mussten die Spezialisten der APG-Zentrale heuer bereits vornehmen, um das heimische Stromnetz zu „stabilisieren“.
Austrian-Power-Grid-Chef Gerhard Christiner warnt im „Krone“-Interview, dass das Stromsystem jetzt immer öfter in den Grenzbereich fährt:
„Krone“: Herr Christiner, wird es wirklich bald finster?
Gerhard Christiner: Unsere nahezu täglichen Eingriffe zeigen, dass das heimische Stromsystem immer öfter in den Grenzbereich fährt. Auch der Frequenzvorfall im Jänner bestätigt das. Da war sogar der Flughafen Wien betroffen.
Wie konnte Schlimmeres abgewandt werden?
Das ist dem hoch qualifizierten Personal in unserer nationalen Steuerzentrale nahe Wien zu verdanken!
Die Ursachen dieser „Hochspannung“?
Wir befinden uns mitten im Systemumbau, damit die CO2-freie Stromversorgung gelingt. Bis 2030 muss der Verbrauch ja zu 100 Prozent mit Öko-Energie gedeckt werden.
Wo liegt das Problem?
Die Energiewende bedeutet eine rasche Verdoppelung der erneuerbaren Anlagen. Wir müssen das System also komplett umbauen und Österreich in dieser sensiblen Phase dennoch lückenlos mit Strom versorgen.
Noch Kapazitäten frei?
Unsere Netzinfrastruktur ist mit den verfügbaren Kapazitäten schon am Limit. Ein zeitgerechter Ausbau ist das dringende Gebot der Stunde.
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