Eine Ex-Mitarbeiterin, die schwere Vorwürfe erhebt, der längste Ausfall der Unternehmensgeschichte und im Anschluss gleich noch einer - es sind harte Zeiten für Facebook. Was die Vorwürfe sind und wie großen Schaden Facebook an unserer Gesellschaft anrichtet, erklärt die Journalistin und Netzpolitikexpertin Barbara Wimmer im Gespräch mit Damita Pressl.
Es ist nicht der erste Skandal, mit dem sich Facebook herumschlagen muss, aber wohl der bisher prominenteste. Die schwersten Vorwürfe: Facebook habe Studien zu Instagram durchgeführt, die belegen würden, dass vor allem Teenager durch die Nutzung der App anfälliger für Essstörungen und Depressionen werden. „Anstatt damit an die Öffentlichkeit zu gehen oder die Erkenntnisse in ihre Produkte einzubauen, haben sie das einfach verschwiegen“, so Wimmer. Aber damit nicht genug: „Facebook hat 2018 den Algorithmus geändert, weil die Nutzungszahlen gesunken sind. Plötzlich hat der Algorithmus wütende und generell emotionale Postings bevorzugt. Dass das nicht gut für das Social-Media-Klima ist, hat man an Mark Zuckerberg herangetragen. Er hat sich bewusst dafür entschieden, nichts rückgängig zu machen.“
Hinter den Enthüllungen steckt eine gewisse Frances Haugen: „Sie ist eine ehemalige Facebook-Mitarbeiterin, die eingestellt wurde, um Facebook datenschutzfreundlicher und ethischer zu machen. Sie wurde explizit für diese Tätigkeit eingestellt, bis die Abteilung nach Jahren harter Arbeit wieder aufgelöst wurde. Das erklärt auch ein wenig die Motivation.“ Haugen ist nicht die erste ehemalige Mitarbeiterin, die auspackt, aber sie hat es so geschickt gemacht, dass nun sogar der US-Senat hellhörig ist.
Die Chefetage bei Facebook weist die Kritik zurück und beteuert, man habe alles richtig gemacht. Indes fordert Haugen, Facebook solle nicht nur reguliert, sondern gar zerschlagen werden. „Der Konzern hat so viel Macht, weil das ein riesengroßes Monopol ist“, erklärt Wimmer. Über Facebook, Instagram und WhatsApp hat der Konzern eine riesige Nutzeranzahl. Der Ausfall Anfang Oktober, der für viele dramatisch war, habe gezeigt, wie groß Facebooks Einfluss im Internet ist. Dieses Monopol muss, wenn es nach Haugen geht, gespalten werden. Außerdem brauche es eine Regulierung in unterschiedlichen Bereichen und Transparenz beim Algorithmus. „Die USA meinen es nun ziemlich ernst“, schätzt Wimmer - es könnte also tatsächlich eng werden für den Internet-Giganten. Aber: Facebooks Dienste agieren global. Das macht Regulierung schwieriger. Außerdem besteht die Gefahr der Überregulierung. „Es ist eine wirklich herausfordernde Sache“, fasst Wimmer zusammen.
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