Mit beklemmender Unmittelbarkeit bringt Regisseurin Caroline Ghanipour den Klassiker der Trümmerliteratur „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert auf die düstere Bühne des Linzer Theater Phönix. Eine Inszenierung, die auch Dank des Hauptdarstellers Martin Brunnemann unter die Haut geht.
Kriegsrückkehrer Beckmann steht vor den Scherben seines Lebens und will sich umbringen. Doch die Elbe spuckt ihn wieder aus, und so irrt er von Tür zu Tür auf der Suche nach einem Platz in der Gesellschaft. Und wird doch von Jedem abgewiesen - an den Krieg will keiner mehr erinnert werden. „Draußen vor der Tür“ schrieb Wolfgang Borchert nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs binnen acht Tagen nieder; er selbst war ebenfalls Kriegsversehrter und starb schon mit 26 Jahren an den Folgen.
Bedrückende Darstellung des Beckmann
Im Theater Phönix schafft es Martin Brunnemann mit seiner bedrückenden Darstellung des Beckmann, dass einem dieser Stoff ganz nahe geht. Er leidet nicht theatralisch, sondern ehrlich, seine Verzweiflung geht unter die Haut. Caroline Ghanipour reduziert die Geschichte in ihrer Inszenierung auf das Wesentliche, die karge Bühne (Ausstattung: Peter Engel) beschwört eine dunkle Hamburger Seitengasse mühelos herauf, einen gelungenen Kontrapunkt liefern die Musikeinspielungen. Stark auch das restliche Ensemble: Sven Sorring als Tod und Oberst, Anna Maria Eder als Elbe und Frau Kramer, David Fuchs als Gott und Der Andere und Nadine Breitfuß als feinfühliges Mädchen und vor allem sensationell als goscherte Kabarettdirektorin. Ein intensives Theatererlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.