Mobbing an Schulen bleibt ein omnipräsentes Problem. Junge Täter versuchen damit meist eigene Unsicherheiten zu kompensieren. Laut Kinder- und Jugendanwalt Christian Reumann könnte das der Grund sein, warum sich Mobbing-Fälle in letzter Zeit häufen. Denn im Lockdown haben sich viele Ängste bei Kindern verstärkt.
Corona hat sich nicht nur auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen ausgewirkt, auch der Umgang mit eigenen Ängsten und anderen Mitmenschen scheint sich bei vielen in eine gefährliche Richtung entwickelt zu haben. So wenden sich in letzter Zeit vermehrt Mobbing-Opfer an den Anwalt, die von ihren Mitschülern geärgert werden.
„Nicht alle Kinder hatten im Heimunterricht dieselben Rahmenbedingungen. Manche wohnen in einem Haus mit Garten, andere Jugendliche mussten lange Zeit auf engstem Raum den Schulalltag bewältigen. Offensichtlich leben nun einige Schüler ihren aufgestauten Frust in Form von Aggressionen aus“, berichtet Reumann.
Cyber-Mobbing auf dem Vormarsch
Laut dem Anwalt geht ein Großteil der Hänseleien dabei weit über die Grenzen des Klassenzimmers hinaus. Roland Grassl, Ärztlicher Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie vom Psychosozialen Dienst Burgenland, kann zwar klinisch keine Zunahme von Vorfällen seit Corona feststellen, dennoch nimmt auch er eine deutliche Verschiebung hin zu Cyber-Mobbing wahr.
Denn selbst im Lockdown zu Hause war man vor Angriffen nicht geschützt: Durch die ständige Erreichbarkeit via Social Media haben Mobber ein leichtes Spiel. Besonders im Hinblick auf Cyber-Mobbing legt Reuman daher Schulen und Eltern das Angebot von “SaferInternet“ ans Herz.
Kinder hegen meist keine bösen Hintergedanken. Hinzu kommt, dass sie nicht das Ausmaß ihrer Handlungen im Netz abschätzen können.
Christian Reumann, Kinder- u. Jugendanwalt
„Erwachsene müssen eingreifen“
Grassl nimmt zudem Eltern und Lehrkräfte in die Pflicht, sich klar gegen Mobbing zu positionieren, da junge Menschen ihr Verhalten nachahmen.
Kinder ertragen Mobbing meist still. Daher braucht es Beratungslehrkräfte in der Schule, zu denen sie Vertrauen aufbauen können.
Roland Grassl, Leiter der Kinder- u. Jugendpsychiatrie beim PSD
Noch immer sei es verbreitet, dass sich Kinder derartige Konflikte „selbst ausmachen“ sollen. „Doch in einer Mobbing-Situation ist es fahrlässig, als Erwachsener nicht einzugreifen“, so der Arzt.
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