Gefühlt wird alles teurer - das Tanken, der Wocheneinkauf, auch die Mieten ziehen an. Das WIFO prognostiziert für 2022 eine Inflationsrate von drei Prozent. Bleiben die Preise jetzt so hoch und was kann die Politik - wenn überhaupt - dagegen tun? Das erklären diese Woche bei „Moment Mal“ die Ökonomin Lea Steininger von der Wirtschaftsuniversität Wien und der Ökonom Josef Baumgartner vom WIFO im Gespräch mit Damita Pressl.
Der Preis unterschiedlicher Waren entwickelt sich unterschiedlich, und durch eine einzige Kennzahl wie die Inflationsrate könne viel Information verloren gehen, erklärt Steininger. Dennoch ist es derzeit so, dass Güter teurer werden, die wir alle brauchen. „Die aktuelle Preisentwicklung wird vor allem von den Energiepreisen getrieben“, so Baumgartner. „Es ist zu erwarten, dass Ende des Jahres und Anfang nächsten Jahres auch für die Konsumenten deutliche Preissteigerungen zu spüren sein werden“.
Dies habe nicht nur mit der Pandemie zu tun, sondern auch mit einem strengeren Winter in Europa, mit der geringeren Leistung von Offshore-Windrädern sowie mit den Gazprom-Lieferungen nach Europa: „Wenn Russland den Gashahn nicht stärker aufdreht, werden die Preise so hoch bleiben“. In Österreich sind Versorgungsverträge meist langfristig und somit ist man vor Schwankungen eher geschützt; es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis die höheren Rechnungen eintrudeln.
„Erholung schneller als erwartet“
So, wie wir alle Energie brauchen, konsumieren wir auch alle Gebrauchsgüter. Hier steigen vor allem die Preise von Waren, die importiert werden, einerseits, weil die Transportkosten viel teurer geworden sind, andererseits auch aufgrund von Fehlplanung. „Die Erholung war schneller und stärker, als wir uns das erwartet haben“, sagt Baumgartner. Damit haben viele Unternehmen zu wenige Vorprodukte wie etwa Chips bestellt; auch an Rohstoffen mangelt es.
Zudem, so Steininger, wird nun jene Nachfrage aufgeholt, die während der Pandemie gesunken ist. „Es betrifft einen großen Teil von notwendigen Gütern: Haushaltsenergie, Nahrungsmittel - auch da wird es leider zu Preissteigerungen kommen“, fasst Baumgartner zusammen. Und Steininger ergänzt: „Es trifft kleinere Einkommen stärker, weil hier Essen und Wohnen einen größeren Anteil des Budgets ausmachen“.
In der Prognose sind sich Ökonomen einig. „Wo die größten Unterschiede entstehen, ist in der Frage, wie man gegen Inflation vorgehen soll“, sagt Steininger. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: über Geldpolitik, indem man etwa die Zinsen anhebt, oder über Fiskalpolitik, also staatliche Investitionen oder sozialpolitische Maßnahmen wie eine Mietzinsregulierung. „Gegen die aktuelle Situation ist es wirklich schwierig, etwas zu tun“, sagt Baumgartner.
„Wenn man die Zinsen jetzt erhöhen würde, würden der Öl- oder der Gaspreis nicht zurückgehen. Was wir aber tun können, ist mit Mitteln der Sozialpolitik jene zu unterstützen, die es am stärksten trifft.“
„Weihnachten wird spürbar teurer“
Im überwiegenden Maß werde die jetzige Teuerung vorübergehen, schätzt Baumgartner, mittelfristig werde die Inflation aber dennoch stärker bleiben, als in den zehn Jahren nach der Finanzkrise. Einerseits aufgrund der CO2-Bepreisung, andererseits, weil die erwerbsfähige Bevölkerung schrumpft und damit auch Arbeitskräfte teurer werden.
Und wer es bisher noch nicht gespürt hat, den erwischt es spätestens in ein paar Wochen: „Es ist davon auszugehen, dass der Weihnachtseinkauf spürbar teurer wird“, prognostiziert Baumgartner für das vierte Jahresquartal.
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