Der Wiener Selfmade-Millionär und Immobilien-Unternehmer Gerald Hörhan spricht in der „Krone“ über die Lage des Marktes und warum sich ein Kauf in vielen Fällen nicht mehr lohnt. Außerdem gibt er Tipps, was es bei der Suche nach einer Mietwohnung unbedingt zu beachten gilt.
Gerald Hörhan, auch bekannt als Investment-Punk aufgrund seines angedeuteten Irokesen, nennt zahlreiche Immobilien sein Eigen, in deutschen Städten sowie Wien. In seiner Akademie gibt er sein Wissen, wie man es abseits von Nine-to-five-Jobs, dafür mit klugen Investments zu Wohlstand bringt, an Interessierte weiter - gegen Bezahlung, natürlich. Die „Krone“ traf Hörhan in seinem Büro in der City.
„Krone“: Herr Hörhan, wie viele Immobilien besitzen Sie?
Gerald Hörhan: Knapp über 200 Wohneinheiten. In Frankfurt ist mein größter Bestand mit mehr als 100 Wohnungen, in Wien habe ich acht.
Warum investieren Sie nur so wenig in Ihre Heimatstadt?
In Deutschland sind die Kaufpreise etwas niedriger, die Mieten aber deutlich höher. Zudem ist die Bankenfinanzierung günstiger, also sind dort auch die Investments attraktiver.
Warum ist Eigentum in Wien so teuer?
Weil die Kaufpreise in Wien nur noch im Bereich des Fabelwesens sind. Zugleich ist das Verhältnis von Miete zu Kaufpreis im Europavergleich niedrig. Selbst für wirklichen Dreck zahlt man knapp 4000 Euro pro Quadratmeter. Eigentum zu kaufen wird für viele unmöglich werden. Aber das liegt an den Gelddruckorgien der Zentralbank und den niedrigen Zinsen. Faktoren, gegen die man wenig tun kann.
Werden die Preise weiter so stark steigen?
Das kommt auf die Inflation und Zinsen an, steigen Letztere signifikant, werden die Preise wieder fallen.
Wenn ich das Kapital habe - wie sollte ich wohnen? Eigentum oder Miete?
Ich empfehle als Eigennutz immer die Miete.
Aber ist es nicht gescheiter, pro Monat 800 Euro für einen Kredit auf mein Eigentum zu bezahlen, als für die Miete, bei der mir nichts gehört?
Ich würde empfehlen, zur Miete zu wohnen und gleichzeitig Immobilien als Geldanlage zu kaufen. Kleine Appartements mit guter Öffi-Anbindung eignen sich dafür. Natürlich, bevor ich das Geld versaufe, ist es besser, ich kaufe mir eine Wohnung zum Eigennutz.
Unbedingt auf den Energiekennwert achten. Dann zahlt man weniger Betriebskosten, da Heizen teurer werden wird.
Das Klima wird auch beim Wohnen immer wichtiger.
Wie steht es um den Mietmarkt in der Stadt?
In Wien wird nach wie vor viel gebaut. Das ist in anderen Städten nicht so, weil einfach kein Platz da ist. Dadurch und aufgrund des sozialen Wohnbaus sind die Mieten im internationalen Vergleich noch günstig.
Was ist für Sie günstig?
Wenn eine Ein-Zimmer-Wohnung unter 500 Euro inklusive Umsatzsteuer und Betriebskosten pro Monat kostet.
Aber wenn eine Person 1200 Euro netto verdient, ist die Ein-Zimmer-Wohnung um 500 Euro ja schon teuer?
Dann muss man in eine WG ziehen. In London leben Rechtsanwälte und Banker in einer WG.
Aber soll das wirklich die Zukunft sein in Wien?
Das Problem ist auch, dass viele in der Fabelwelt leben. Ich möchte eine neue zentral gelegene Wohnung und am liebsten fast nichts dafür bezahlen.
Sie meinen also, es gibt genügend günstigen Wohnraum, aber die Ansprüche der Menschen sind zu hoch?
Ja, genau. Das meine ich.
Themenwechsel: Wie wichtig wird das klimafreundliche Wohnen?
Sehr wichtig. Es wird in Österreich zu wenig beachtet.
Nicht nur Wohnen wird teurer, auch Nahrung, Energie, Mobilität, Bildung und private Gesundheitsvorsorge.
Die Preise aller Grundbedürfnisse steigen.
Sie haben Ihr Händchen für Immobilien ja fast in die Wiege gelegt bekommen?
Na ja, meine Mutter hat sich immer schon für Immobilien interessiert. Am Anfang hat sie mich auch noch beraten bei den Investitionen.
Waren es gute Ratschläge?
Oft ja, aber nicht immer. Gemeinsame Besichtigungen waren lustig. Da haben wir Good Cop, Bad Cop gespielt.
Haben Sie Wohnungen dadurch günstiger bekommen?
Ja, und das oft.
Raten Sie auch anderen, zu zweit zu Verhandlungen zu kommen?
Man kann es probieren. Es kann durchaus nützlich sein.
Nicht nur der „Good Cop, Bad Cop“-Trick ist ein heißer Tipp am Mietmarkt
Auch wenn die Mietpreise noch nicht jenen in London oder Paris entsprechen, steigen sie auch in Wien rasant. Wer keinen Anspruch auf eine Gemeindewohnung hat und Geringverdiener ist, hat es schwer. Umso wichtiger ist es also, einige Punkte vor dem Unterschreiben eines Mietvertrages zu beachten, damit es kein böses und vor allem teures Erwachen gibt:
Lage, Lage, Lage: Gibt es eine Öffi-Anbindung, eine gute Infrastruktur? Wenn nein, Finger weg!
Energiekosten: In der Dachgeschoßwohnung kann es sehr heiß werden, im Erdgeschoß sehr feucht.
Genaue Kontrolle: Funktioniert die Heizung, der Wasserdruck, die Therme? Hörhan: „Ein Übergabeprotokoll mit Fotos anlegen, damit der Vermieter Schäden nicht abwälzen kann.“
Stimmt der Preis: Vorab den Preis mit gleichwertigen Wohnungen vergleichen. „Man kann dem Vermieter anbieten, gegen eine Mietreduktion Sanierungen vorzunehmen“, so der Immo-Experte.
Befristete Verträge: Sie sind mittlerweile die Norm. Deshalb sei es laut Hörhan wichtig, eine gute Beziehung mit dem Vermieter aufzubauen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.