Mit der südkoreanischen Serie „Squid Game“ hat der US-Streamingdienst Netflix einen Hit gelandet: Die Saga um Menschen in Geldnot, die in ebenso tödlichen wie lukrativen Spielen antreten, bricht alle Streaming-Rekorde. Sogar im stalinistischen Nordkorea ist sie Thema: Das Regime von Kim Jong Un nutzt „Squid Game“ für seine Propaganda. Nordkoreanern, die sich selbst ein Bild davon machen wollen, drohen derweil 15 Jahre Straflager.
Wie „Reuters“ berichtet, hat eine nordkoreanische Propaganda-Website den Hype aus Südkorea aufgegriffen, um Kritik am kapitalistischen Nachbarn zu üben. „Squid Game“ zeige, wie in Südkorea „Menschlichkeit durch extremen Konkurrenzkampf ausgelöscht“ werde, heißt es auf der Propaganda-Seite.
„Bestialische Natur“ des Kapitalismus
Die Serie zeige die „bestialische Natur“ der kapitalistischen Gesellschaft, in der die Starken die Schwachen ausbeuten. Sie zeige eine Gesellschaft, in der „Korruption und unmoralische Schurken zur Tagesordnung gehören“, schreibt Nordkoreas Propaganda. Um dies zu untermauern, zitiert man Filmkritiker aus dem Süden, die in „Squid Game“ Kritik an einer „ungleichen Gesellschaft“ sehen, in der „Arme von Reichen wie Schachfiguren behandelt werden.“
Serie greift soziale Probleme bewusst auf
Tatsächlich lastet auf den Südkoreanern enormer Leistungsdruck: Schon als Schüler werden sie zu Höchstleistungen gedrillt, im Berufsleben stehen Überstunden an der Tagesordnung. Die Selbstmordrate ist laut Zahlen der WHO aus dem Jahr 2019 die vierthöchste weltweit. Diese Probleme wollte man mit dem Überlebensspiel in „Squid Game“ aufgreifen und zur Debatte anstoßen, erklärte Regisseur Hwang Dong Hyuk.
Nordkoreanern drohen 15 Jahre Straflager
Dass Nordkoreas Bevölkerung sich anhand der Netflix-Serie selbst ein Bild von den gesellschaftlichen Vorgängen im Nachbarland machen wird, ist nicht zu erwarten: Wie alle südkoreanischen Fernsehserien ist „Squid Game“ in Nordkorea verboten. Wem der Besitz oder Konsum von „Squid Game“ nachgewiesen wird, der muss mit 15 Jahren Straflager rechnen.
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