Der ehemalige NEOS-Chef Matthias Strolz, einst Rhetorik-Trainer und Förderer von Altkanzler Sebastian Kurz (ÖVP), liefert sich derzeit einen medialen Schlagabtausch mit der ÖVP. Am Sonntagabend hatte er in der ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“ eine eindringliche Botschaft für Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP): „Elli, es ist vorbei!“ Strolz sagte auch, dass er Kurz für „keine integre Person“ halte. Am Montag richtete ihm ÖVP-Mandatar Andreas Hanger via Aussendung aus, dass dieser „politische Heuchelei“ betreibe.
Außerdem solle Strolz nicht „ständig von allen anderen jene Moral einmahnen, an der es ihm selbst mangelt“, so Hanger, ohne dabei näher ins Detail zu gehen.
Heftige Strolz-Kritik an Chatnachrichten
Hanger nahm direkt Bezug auf die Attacken von Strolz gegen die ÖVP. Dieser hatte in den vergangenen Tagen in mehreren TV-Interviews durchblicken lassen, was er von der „türkisen Clique“ rund um Kurz halte, und war massiv auf Distanz zum Ex-Kanzler gegangen. So sagte er etwa, von der Wortwahl in den Chats nicht überrascht gewesen zu sein, weil ihm die Geisteshaltung bekannt gewesen sei, wohl aber davon, dass diese Wortwahl „in Schrift gegossen“ worden sei. „Das halte ich für nicht sehr professionell“, so Strolz über die Chatnachrichten, die seiner Meinung auch deshalb entstanden seien, weil sich die handelnden Personen „so sicher gefühlt“ hätten.
„Clique, die einfach nur Macht will“
Der ehemalige NEOS-Chef, der Kurz einst als Rhetorik-Trainer gecoacht hatte, erzählte bereits am Samstagabend in „Wien Heute“ von der Idee, die es 2016 gegeben habe, eine gemeinsame Wahlplattform mit Kurz, Irmgard Griss und ihm zu starten - nach dem Vorbild von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron. Die Verhandlungen habe er jedoch im Spätherbst 2016 abgebrochen, weil er erkannt habe, dass Kurz „keine integre Person“ sei. Ein Vorwurf, dem Landwirtschaftsministerin Köstinger bei „Im Zentrum“ auf das Schärfste widersprach.
Für Strolz ist das Team rund um Kurz „eine Clique, die einfach nur Macht will. Die haben keine Idee, wo sie das Land hinführen wollen.“
Strolz glaubt nicht an Kurz-Comeback
Der NEOS-Gründer ist jedenfalls davon überzeugt, dass Kurz nicht mehr als Kanzler zurückkehren werde, „weil es sich nicht mehr ausgeht für ihn“. Die ÖVP sieht er insgesamt in einem Prozess des Abschieds von Kurz, der sich über Monate erstrecken werde. Was die Vorwürfe der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft betrifft, liege „so viel am Tisch“, dass er davon überzeugt sei, dass „einige seiner (Kurz‘, Anm.) engsten Mitstreiter ins Gefängnis wandern“. Der ehemalige NEOS-Chef ist auch von einer Anklage gegen den zurückgetretenen Kanzler überzeugt.
Strolz attestierte Kurz zudem eine „moralische Verluderung“, die „unterm Hund“ sei. „Von der privaten Lebensführung bis zur Inszenierung des Kanzleramts ist alles eine Kunstfigur und die Menschen werden das sukzessive erkennen.“
„Diese Heuchelei lehnen wir entschieden ab“
Hanger ging seinerseits in den Angriff über und schrieb in seiner Aussendung, dass man „nicht vergessen“ dürfe, dass Strolz „mit seiner damaligen Firma massiv von staatlichen Aufträgen profitiert“ habe, sich nun aber partout nicht daran erinnern wolle. „Stattdessen spielt sich Matthias Strolz zum Richter über alle auf. Diese Heuchelei lehnen wir entschieden ab“, so Hanger.
Klare Worte an die Volkspartei fand am Sonntagabend bei „Im Zentrum“ auch Politikwissenschaftler und ÖVP-Kenner Fritz Plasser, laut dem sich die ÖVP „in der schwersten Krise ihrer Parteigeschichte“ befindet.
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