„War damals naiv“

Mia Khalifa packt aus: Ihr Leben nach den Pornos

Digital
18.10.2021 15:01

Mit Anfang 20 landete sie in der Welt der Pornografie und wurde wegen ihrer Auftritte auf Pornhub & Co. vom IS mit dem Tod bedroht. Heute ist sie erfolgreiche Influencerin mit mehr als 50 Millionen Fans auf Twitter, Instagram und Onlyfans: Mia Khalifa (28). Die US-Amerikanerin mit libanesischen Wurzeln hat der Pornoindustrie den Rücken gekehrt und rechnet nun in einem Interview mit den Anfängen ihrer Karriere ab.

Gern denke sie heute nicht mehr an ihre Zeit in der Pornoindustrie zurück, verrät Khalifa „Yahoo News“. „Ich war damals naiv, verwundbar und beeinflussbar. Man konnte mich sehr leicht zu Dingen überreden, vor allem, wenn es ein Mann versuchte.“ Mit ihrer Abrechnung hofft die 28-Jährige, andere Frauen vor traumatisierenden Erlebnissen zu bewahren.

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Ich bin in einer Beziehung gelandet, die ich besser nicht eingegangen wäre. Das war der erste Schritt in die Pornoindustrie.

Mia Khalifa

Dass sie drei Monate als Pornodarstellerin zubrachte, sei durch falsche Freunde zustande gekommen. „Ich war übergewichtig und hatte wirklich nicht viele Freunde“, erinnert sie sich an ihre Schulzeit. Dass sie als Tochter libanesischer Einwanderer in den USA nach 9/11 oft mit Vorurteilen konfrontiert war, sei für ihr Selbstvertrauen auch nicht förderlich gewesen. „Ich habe nicht ausgesehen wie die anderen um mich herum und bin dann in einer Beziehung gelandet, die ich besser nicht eingegangen wäre. Das war der erste Schritt in die Pornoindustrie.“

Pornos brachten Khalifa nur 12.000 Dollar ein
Mit 21 arbeitete sie dann als Pornodarstellerin - für 1000 US-Dollar pro Video, insgesamt habe sie mit zwölf Filmen 12.000 US-Dollar verdient. Mittlerweile wurden die Videos auf Pornhub mehr als eine Milliarde Mal angeklickt - und dürften für die Betreiber Millionen abgeworfen haben. Sie selbst habe von diesem Reichtum aber nichts gesehen. „Ich glaube, dass niemand ohne eine juristische Ausbildung versteht, was in diesen Verträgen steht“, ärgert sie sich. „Es macht mich wütend, dass ich keine Kontrolle mehr darüber habe.“

In den Kampf gegen die Videos, die durchs Netz geistern, will sie nicht zu viel Energie investieren. Sie wolle nicht ihre psychische Gesundheit opfern, erzählt sie - drei Jahre nachdem sie sich einer Therapie unterzogen hat. Außerdem wolle sie sich nicht völlig aus der Erotikbranche zurückziehen. „Das wäre, als würde ich meinen eigenen Sarg zunageln“, sagt Khalifa - und erzählt, wie sie die Kontrolle zurückerlangte, indem sie der Pornoindustrie den Rücken kehrte und sich im Social Web selbst vermarktete.

Millionen Fans auf Instagram, TikTok - und Onlyfans
53 Millionen Menschen folgen Khalifa heute auf Instagram und TikTok - und bekommen dort aufreizende Schnappschüsse, durchaus aber auch kontroverse politische Kommentare und Sport-Tipps serviert. Über TikTok sagt sie, das soziale Netzwerk aus China sei besser als eine Therapie. „Die Frauen, die dort ihre Geschichten erzählen, die tapfer genug sind, ihr Gesicht im Internet zu zeigen und über ihre Erlebnisse zu sprechen, geben mir Selbstvertrauen.“ Viele von ihnen hätten schlimmere Dinge erlebt als sie selbst. Mittlerweile setze sie sich selbst für Arme und Benachteiligte ein.

So etwa im August 2020, als eine gewaltige Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut die alte Heimat ins Chaos stürzte. Khalifa sammelte Geld für das libanesische Rote Kreuz: Sie versteigerte ihre Brille um 100.000 US-Dollar und legte einen Account beim Abo-Portal Onlyfans an. Der erwies sich als höchst lukrativ: Am Ende konnte sie 160.000 US-Dollar spenden. „Sicher hatten einige Leute eine gewisse Meinung über die Herkunft des Geldes. Aber ich denke, es spielt keine Rolle, woher es kam.“

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Ich vertraue den Leuten, an die ich meine Inhalte verschicke. Selbst wenn etwas durchsickern würde, wäre es mir egal.

Mia Khalifa über Onlyfans

Onlyfans nutze sie noch immer gern, erzählt sie weiter. Hier habe sie Kontrolle über ihre Inhalte. „Es geht darum, die Möglichkeit zu haben, das alles abzuschalten, wenn ich es will. Ich liebe es, so viel Kontrolle zu haben.“ Außerdem sei der Kontakt zur Gefolgschaft geradezu familiär. „Was bei Onlyfans anders ist, ist die Verbindung mit den Fans. Ich vertraue den Leuten, an die ich meine Inhalte verschicke. Selbst wenn etwas durchsickert, wäre es mir egal, weil ich stolz auf das bin, was ich dort poste.“

Letzten Endes seien erotische Aufnahmen heute ein Mittel zum Zweck. „Bilder von meinem Hintern oder süße Fotos sind nichts Wichtiges, aber sie sind das, was meine Fans wollen. Und das hilft mir dabei, mehr Menschen zu erreichen.“ Die Prominenz, die mit ihrer Porno-Karriere einherging, helfe ihr heute, „auf Dinge hinzuweisen, die mir wichtig sind“.

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