Causa Commerzialbank

Pucher: „Tut mir leid, habe die Bank ruiniert“

Burgenland
19.10.2021 07:00

Schwerer Betrug, Bilanzfälschungen, Geldwäsche, dubiose Geschenke - die Liste der Anschuldigungen in der Causa Commerzialbank ist lang. Ausgangspunkt allen Übels war laut Ermittlungen Martin Pucher. Unter Tränen und Schluchzen gestand der Ex-Bankchef, seine Kunden um ihr Vermögen gebracht zu haben.

Der umtriebige Chef aus dem Burgenland wurde von den Angestellten am Schalter bis hinauf zu seinen engsten Vertrauten als Alleinherrscher empfunden, der wie ein „Commerzialbank-Monarch“ die Geschicke leitete. „Vorgänge zu hinterfragen war nicht gestattet“, hieß es bei täglichen Geldgeschäften genauso wie in den Aufsichtsratssitzungen. Widerspruch habe der Boss nie geduldet. „Gott weiß alles, aber Pucher weiß es besser“, hieß es am Spielfeldrand des SV Mattersburg über den Klubpräsidenten.

Der ehemalige Commerzialbank Mattersburg-Chef Martin Pucher mit Ehefrau Elisabeth im Rahmen des U-Ausschusses. (Bild: APA/ROBERT JAEGER)
Der ehemalige Commerzialbank Mattersburg-Chef Martin Pucher mit Ehefrau Elisabeth im Rahmen des U-Ausschusses.

„Schließlich war die Hälfte aller Kredite gefälscht“
An eine Rettung der Commerzialbank war wohl nie zu denken, doch die frühere Vorständin Franziska K. glaubte daran, wie sie im U-Ausschuss ausgesagt hatte. In den 1990er-Jahren habe sie deshalb mit Pucher begonnen, die Finanzverluste mittels Fälschungen zu vertuschen. Monat für Monat wurde das Minus mehr. „Schließlich war die Hälfte aller Kredite gefälscht.“ 

„Pucher war in Tränen aufgelöst“
Ob Rot, Schwarz oder Blau - die Farbe der Partei habe für Pucher jedenfalls keine große Rolle gespielt. Hauptsache war, die Politiker sind bei einem Match des SV Mattersburg live dabei gewesen. Die Conclusio des Finanzdesasters aus Überheblichkeit und grenzenloser Selbstüberschätzung: „Tut mir leid, ich habe die Bank ruiniert.“ Mit diesen erschütternden Worten hatte sich Pucher am 14. Juli 2020 zu Mittag im Büro in Mattersburg an seinen damaligen Vorstand gewandt. „Pucher war in Tränen aufgelöst“, hat der Zeuge im U-Ausschuss zum Millionen-Fiasko geschildert. Das Geständnis seines Vorgesetzten habe ihn völlig überrascht und fassungslos gemacht.

Gläubiger wollen von Pucher 1,1 Milliarden Euro
Mittlerweile sieht sich Pucher mit extrem hohen Geldforderungen konfrontiert, die Gläubiger im Schuldenregulierungsverfahren wollen von ihm mehr als 1,1 Milliarden Euro. 
Völlig zurückgezogen von der Öffentlichkeit, wartet der Ex-Bankchef (65) auf seinen Prozess, finanziell am Boden und gesundheitlich schwer angeschlagen. 

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