Ex-Skistar Felix Neureuther sorgt in 26 Wiener Kindergärten der St. Nikolausstiftung für mehr Bewegung. Zum Start seiner Initiative „Beweg dich schlau“ tobte sich der Lieblings-Deutsche der Österreicher in Favoriten mit Kindergartenkindern aus. Im Interview mit der „Krone“ sparte der Hirscher-Konkurrent nicht mit kritischen Worten zum Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen und erzählte über die schwere Zeit, als sein Papa, Ex-Skigröße Christian Neureuther, nach einem gefährlichen Zeckenbiss im Sterben lag.
„Krone“: Was steckt hinter der Initiative „Beweg dich schlau“?
Felix Neureuther: Ich hab es mir auf die Stirn geschrieben, dass ich gegen den massiven Bewegungsmangel unserer Kinder vorgehen möchte. Die Entwicklung ist dramatisch, Corona hat die Problematik extrem beschleunigt. Die Folgen für das Gesundheitssystem der Zukunft sind weitreichend und werden von der Politik vollkommen unterschätzt. Bei „Beweg dich schlau“ geht es einerseits darum, dass die Kinder mit Spaß an der Bewegung von Geräten wie Smartphones, Tablets oder Spielkonsolen weggebracht werden. Zudem unterstützen wir die Pädagogen dabei, mit kreativen Ideen und Bewegungsspielboxen mehr Bewegung in den Kindergartenalltag zu bringen.
Wo liegen die Hauptursachen?
Es ist schlimm! Vier von zehn Volksschulkindern können keinen Vorwärtspurzelbaum. Die Bewegungsmotorik, die im Kindesalter entwickelt wird, schützt bis ins hohe Lebensalter. Wenn man als Senior stürzt, ist es wichtig, dass man gelernt hat, wie man sich richtig abstützt. Diese Fähigkeiten gehen zunehmend verloren. Weil die Kinder durch die Digitalisierung viel zu viel an den elektronischen Geräten hängen. Den Eltern wird es leicht gemacht, die Kinder zu beschäftigen, indem sie ihnen ein Handy oder ein Tablet vor die Nase halten.
Dabei haben Kinder doch einen natürlichen Bewegungsdrang ...
Ja, aber der wird den Kindern zunehmend genommen. Weil nicht nur die Eltern zu wenig Zeit haben, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen. Auch das Schulsystem trägt seines dazu bei. Da gibt es in Österreich kaum Unterschiede zu Deutschland. Die Schulen ändern seit 50 Jahren kaum etwas. Obwohl sich die Zeiten stark geändert haben. Vor 50 Jahren gab es weder Smartphones noch Computerspiele. Die Politik hat die Pflicht, sich diesem Thema zu widmen. Es ist doch krass, dass Kinder sechs Stunden in ihren Klassen an den Tischen sitzen und Wissen in sie reingestopft wird. Wo doch längst bekannt ist, dass Kinder, die sich viel bewegen, auch leichter lernen.
Klingt, als wären Sie sehr wütend darüber. Haben Sie Ihr Anliegen schon bei der Politik deponiert?
Ich habe unzählige Gespräche geführt und versucht, etwas umzusetzen. Aber es hat sich als äußerst schwierig erwiesen. Als Einzelperson ist es beinahe unmöglich, die alten Mühlen in Schwung zu bringen. Insofern freut es mich besonders, dass meine Initiative nun auch in Österreich, meiner zweiten Heimat, bei Servus TV und den Kindergärten der St. Nikolausstiftung auf offene Ohren stößt.
Es ist krass, dass Kinder sechs Stunden in ihren Klassen sitzen und Wissen in sie reingestopft wird. Wo doch längst bekannt ist, dass Kinder, die sich viel bewegen, auch leichter lernen.
Ex-Skistar Felix Neureuther
Abschlussfrage: Ihr Vater schockierte diese Woche damit, dass er einen Zeckenbiss beinahe nicht überlebt hätte.
Das war eine schwere Zeit, wenn der eigene Papa im Sterben liegt. Er hat auf die Auffrischungsimpfung vergessen und durch einen Zeckenbiss eine Gehirnhautentzündung davongetragen. Es war ein Schock für uns alle. Aber die Mama (Rosi Mittermaier, Anm.) hat ihn großartig gepflegt und jetzt ist er schon wieder recht gut beieinander, wenn auch noch nicht voll belastbar.
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