Sie ist Wirtin mit Leib und Seele, eigentlich ist die Bärenhütte hoch über Kössen im Tiroler Unterland der Traumjob für Raffaela Hönel (50). Nach sechseinhalb Jahren hat sie nun aber als Geschäftsführerin aufgegeben. Hauptgrund ist die prekäre Personalsituation vor der Wintersaison. Ein Beispiel, das stellvertretend für die Lage in Tirol steht.
„Im Sommer musste ich selbst anpacken. Wir hatten ja nicht einmal einen Spüler, waren nur zu viert. Da blieb für meine eigentlichen Aufgaben wie Kalkulation, Einkauf und Marketing kaum mehr Zeit“, schnauft die gebürtige Salzburgerin beim „Krone“-Besuch. Nach der Tourismusschule und anderen Stationen landete Hönel vor sechseinhalb Jahren auf der Bärenhütte am Unterberg in Kössen - kein Job, sondern eine Berufung!
Ja, es war wie meine eigene Hütte und ich wäre gerne geblieben.
Raffaela Hönel
„Ja, es war wie meine eigene Hütte und ich wäre gerne geblieben.“ Nun stand aber die Wintersaison vor der Tür. 16 Mitarbeiter seien nötig, um sich um die 350 Sitzplätze ordentlich zu kümmern.
Auch Köchin hört auf
Gleichzeitig kann die gesundheitlich angeschlagene langjährige Köchin Karin Kirchner (58) nicht weitermachen. „Ich habe in letzter Zeit immer auf Unterstützung gehofft - aber es kam niemand“, bedauert Kirchner. Einheimische Aushilfen zu finden, für die Spitzenzeit von 11 bis 14 Uhr - anscheinend unmöglich. Früher hätten Mitarbeiter im Sommer am Chiemsee und im Winter in Kössen gearbeitet. Diese Zeiten sind vorbei.
Erfahrungen mit Personal
Mit ausländischem Personal hat die Chefin neben guten auch haarsträubende Erfahrungen: „Manche erzählen von Ausbildungen und Erfahrungen, aber ich sehe schon beim Tragen eines Tabletts, dass das wohl nicht stimmen kann.“ Eine Kellnerin musste die Restaurantleiterin zuletzt kündigen - „sie war mit den Gästen einfach zu unfreundlich“.
Fünf-Tage-Woche gab es bei uns keine. Frei hat man kurzfristig und vor allem dann, wenn das Wetter schlecht ist.
Raffaela Hönel
Die Wirtin räumt aber ein, dass eine Saison auf einer Skihütte kein Zuckerschlecken ist. „Fünf-Tage-Woche gab es bei uns keine. Frei hat man kurzfristig und vor allem dann, wenn das Wetter schlecht ist.“ Und die Bezahlung: „Na ja, im Burgenland ist der Kollektivvertrag besser als in Tirol.“
„Job-Exodus“ in Gastro
Ihr Sohn, einst ebenfalls begeisterter Kellner, wechselte in der Corona-Zeit in einen Dachdeckerjob. „Gastronomie scheint für junge Menschen einfach nicht mehr attraktiv zu sein.“
Künftig glaubt Hönel an ein Wettbieten um die raren Arbeitskräfte. „Bis zu 3000 Euro brutto verdient ein Kellner schon jetzt, das wird noch mehr und man muss Benefits bieten.“ Nicht einfach, wenn ein Personalzimmer im Raum Kössen kaum unter 400 Euro zu haben ist. Die Folge sei, dass Skifahren immer exklusiver werde: „Der Personalmangel könnte die Preise in die Höhe treiben.“
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