krone.at-Kolumne

Gibt es für die ÖVP ein Leben nach Sebastian Kurz?

Kolumnen
20.10.2021 11:55

Es hätte wohl noch vor wenigen Monaten kaum einer für möglich gehalten, dass sich die sonst so erfolgsverwöhnte ÖVP von heute auf morgen ernsthafte Zukunftssorgen machen muss. Seitdem ihr Maskottchen Sebastian Kurz aber nur noch auf der Ersatzbank statt im Kanzleramt sitzt, schwindet die türkise Strahlkraft. Wenn seine Reinwaschung länger dauert, als neu gewählt wird - was dann, liebe ÖVP?

Man kann sagen, die ÖVP hat gerade keinen Lauf. Die Hausdurchsuchungen und die publik gewordenen Chatnachrichten, die ein - gelinde gesagt - recht unvorteilhaftes Bild der türkisen Machtergreifung zeichnen, haben das sonst so polierte Image des „neuen Stils“ ordentlich ins Wanken gebracht. Völlig verständlich ist, dass sich nun die Stimmen mehren, die sich enttäuscht von Türkis zeigen. Das ist nach den letzten Wochen nicht verwunderlich.

(Bild: APA/Robert Jäger)

Türkis: Wenig Selbstreflexion und Realitätsverweigerung
Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass es noch ein hartes Stück Arbeit sein wird, die zutage getretenen Grauslichkeiten aus den Köpfen der Menschen zu bekommen. Die mangelnde Selbstreflexion und die kohärente Realitätsverweigerung bei so manchem Türkisen ist für den Prozess der Wiedergutmachung sicherlich auch wenig förderlich. Es kann Monate, vielleicht auch Jahre dauern, bis dieser Schock verdaut ist. Von Wiederaufbau ist da aber noch nicht einmal die Rede!

Problem war Zentrierung auf Kurz
Problematisch wird das für die Partei dann, wenn - wie von vielen Politikexperten prophezeit - die Koalition in die Brüche geht und schon bald neu gewählt wird. In diesem türkisen Worst-Case-Szenario würde die in der Vergangenheit alternativlose Zentrierung auf Sebastian Kurz ihren Tribut fordern. Wer könnte im Falle des Falls dem Wunderkind der letzten Jahre realistisch nachfolgen und einen Absturz der Partei verhindern? Ein geeigneter Bewerber ist derzeit nicht in Sicht. Es ist ein Hoffen auf Zeit.

(Bild: Peter Tomschi)

Türkis war sich zu sicher
Das zeigt einmal mehr, wie problematisch die Fokussierung auf eine Person sein kann. Natürlich hätte keiner ahnen können, dass ausgerechnet der türkise Wegbereiter von heute auf morgen über seinen eigenen Ehrgeiz stolpert. Aber schon die FPÖ hatte vor nicht allzu langer Zeit gezeigt, dass in der Politik „nix fix“ ist und einen auch ein wodkagetränkter Abend im Unterleiberl einholen kann. Die ÖVP war sich da zu sicher.

Die letzte Hoffnung für die ÖVP ist ...
Wer aber die ÖVP frühzeitig abschreibt, macht einen gewaltigen Fehler. Sie hat mehrfach bewiesen, dass sie auch noch knapp vor der Klippe zu aller Überraschung den Sprung ins Verderben verhindern konnte. Zugegegen - dieses Mal ist es besonders schwer und es drängt sich keine unmittelbare Lösung auf. Aber wie heißt es so schön? Totgesagte leben länger. Das gilt auch für die Politik.

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