Die Probleme im Gesundheitsbereich sind keine neuen. Wie krank das System aber wirklich ist, zeigt eine aktuelle Umfrage: Demnach leiden 78 Prozent der Mitarbeiter an Depressionen.
Die Pandemie hat nicht nur die Patienten in den Spitälern kränker gemacht, sondern auch das Gesundheitspersonal. Seit Jahren sind die Beschäftigten überlastet, durch Corona sind die Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit nochmals gestiegen. Wie ernst die Lage ist, verdeutlicht auch die jetzt veröffentlichte Umfrage „Ich glaub’ ich krieg’ die Krise“ von der „Offensive Gesundheit“. Dafür wurden fast 7000 Mitarbeiter befragt.
Depressionen und Angstzustände
Die Ergebnisse sind dramatisch: 78 Prozent leiden an Depressionen und fast die Hälfte hat Angstzustände. Auch zählen Schlafprobleme, Vergesslichkeit und Konzentrationsschwierigkeiten zu häufigen Symptomen. Vor allem junge Menschen zwischen 20 und 29 Jahren sind davon betroffen. Verantwortlich dafür ist das deutliche Ansteigen der ohnehin hohen Arbeitsbelastung durch ständige, kaum planbare Mehrarbeit. Mehr als sechs von zehn Betroffenen arbeiten regelmäßig mehr als vereinbart. Viele sind ausgelaugt und in der Freizeit fehlt es an Energie für zu Hause und für die Familie.
Vorzeitiger Berufsausstieg
Immer mehr Personal (zwei von fünf) denkt auch an einen Berufswechsel, weil die Kraft einfach nicht mehr ausreicht. Viele hätten auch angekündigt, dass sie aus Solidarität noch bis zum Ende der Pandemie bleiben würden, dann aber aus dem Beruf aussteigen. Damit verschärft sich die ohnehin bestehende Personalnot im Gesundheitswesen und in der Langzeitpflege. Bis 2030 werden 76.000 Pflegekräfte in ganz Österreich gebraucht, um den Status quo aufrechtzuerhalten. Am Ende braucht es also deutlich mehr Beschäftigte, um gute Pflege und Betreuung sicherzustellen. Auch müssten die Belastungsfolgen der Mitarbeiter bearbeitet werden, etwa durch psychologische Begleitung.
Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass überlastetes, ausgebranntes und vom System krankgemachtes Personal dazu führt, dass auch die Patienten leiden.
Gerald Mjka, Spartensprecher Gewerkschaft vida
Die „Offensive Gesundheit“ fordert zudem seit Langem eine Umsetzung einer Ausbildungsoffensive in allen Gesundheits- und Pflegeberufen. Es braucht bessere, kostenlose Zugangsmöglichkeiten und ordentlich bezahlte Praktika. Denn nur wenn die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen verbessert werden, wird man genügend Menschen für diese Berufe begeistern können. Andernfalls wird sich die Pflegekrise drastisch verschärfen.
„Krone“-Erfolg: Ausbildungsgeld für Pflegefachassistent
Stephan Demmer war Altenpfleger in Deutschland, in Wien wird seine Ausbildung aber nicht anerkannt. Daher fing er als Abteilungshelfer an und machte betriebsübergreifend die Ausbildung zum Pflegefachassistent. Dieser Betrieb musste aber nun schließen. Demmer stand drei Monate vor Abschluss der Ausbildung vor großen finanziellen Problemen. Nach einer „Krone“-Anfrage beim AMS kam die gute Nachricht: Die Kosten werden übernommen, Bildungsbonus und AMS-Geld gibt es dazu. So hat Wien ab 17. Jänner einen Pflegefachassistenten mehr. „Ich bin überglücklich“, sagt Demmer.
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