Wann bei Kindern nach einem Spitalsaufenthalt Physiotherapie in den eigenen vier Wänden nötig ist und wie diese dann aussieht. Eine Expertin berichtet über ihre Erfahrungen und nennt Beispiele.
Die meisten Erwachsenen waren schon einmal bei der Physiotherapie. Aber warum bereits ein Neugeborenes oder Kleinkind diese Art der Behandlung nach einem Krankenhausaufenthalt benötigt und wie sie abläuft, ist den meisten unklar - wir haben nachgefragt. Die Basis jeder Therapie stellt ein Gespräch zwischen Physiotherapeut und Eltern dar, in dem bestimmte Fragen unter die Lupe genommen werden: Welche Probleme hat der Nachwuchs, was der Arzt verordnet? Welche Ziele soll das Kind erreichen? Bei den Jüngsten muss man außerdem noch stärker als bei Erwachsenen auf ihre Persönlichkeit und ihr Empfinden achten. Und die Behandlung sollte natürlich auch Spaß machen. Die Kleinen werden meist von Mama oder Papa in die Praxis gebracht, manche benötigen aber Hausbesuche. Wann ist das der Fall, wollten wir von Susanne Hutterer-Köpl, Physiotherapeutin aus Wels, OÖ, und Koordinatorin des Netzwerks Kinderphysiotherapie bei Physio Austria, wissen. „Hausbesuche sind dann notwendig, wenn Kinder nicht transportfähig sind“, erklärt sie. „Das wäre z. B. bei sehr schweren und häufigen epileptischen Anfällen üblich. Ich hatte etwa einen Patienten, der aufgrund eines Gendefekts an bis zu 300 Anfällen pro Tag und zusätzlich an Atemnot litt.“
Hausbesuche sind dann notwendig, wenn Kinder nicht transportfähig sind.
Susanne Hutterer-Köpl, Physiotherapeutin
Auch nach orthopädischen Operationen - wenn etwa die Hüfte von Geburt an nicht gut ausgebildet ist - muss das Training in den eigenen vier Wänden erfolgen. Ebenso, wenn die Hüfte von Kindern, die an Spastiken (krankhafte Erhöhung der Muskelspannung) leiden, durch Bewegungsmuster geschädigt und mittels Eingriff „repariert“ wurde. „Dann bewegen wir die Beine passiv in der richtigen Position, damit sie nicht versteifen, solange das Kind eine Schiene trägt und nicht gehen darf. Die Hüfte soll schließlich beweglich werden und der Sprössling gut sitzen können. Für die oberen Extremitäten zeigen wir mit Spielzeug Kräftigungsübungen vor. Auch Atemübungen sind sinnvoll. Außerdem leiten wir die Eltern an, wie sie mit ihrem Nachwuchs selbst einfache Übungen durchführen können“, berichtet die Physiotherapeutin.
Hausbesuche für herzkranke Säuglinge
Neugeborene, die an schweren Erkrankungen der inneren Organe leiden, bekommen ebenso Besuch zuhause - etwa solche Kinder, die unmittelbar nach der Geburt am Herzen operiert wurden. „Diese haben oft eine zu niedrige Muskelspannung oder eine einseitige Kopf- bzw. Körperhaltung. Dann ist das richtige Heben und Tragen sehr wichtig. Wenn man das Kind z. B. zuerst mithilfe der anderen Hand, als gewohnt, aus dem Bettchen holt, bewegt es seinen Kopf nicht mehr wie sonst etwa nach links, sondern nach rechts. Das gleicht die Asymmetrie langsam aus. Aufgrund notwendiger Maßnahmen wird auf der Intensivstation die Bewegungsfreiheit des Babys, insbesondere der Arme, eingeschränkt. Daher benötigen nach dem Spitalsaufenthalt auch die Ärmchen unsere Aufmerksamkeit, um Defizite wieder auszugleichen. Viele Eltern sorgen sich noch dazu, dem kleinen Lebewesen weh zu tun oder haben Fragen. Dann helfen wir dabei, Sicherheit zu erlangen“, so Susanne Hutterer-Köpl. Physiotherapie in der Ordination ist z. B. nach einer schweren Lungenentzündung nötig, die im Spital behandelt wurde. Denn dann hat das Kind meist abgenommen und Muskelkraft eingebüßt. Nach Unfällen, Brüchen und erfolgter Gipsabnahme raten Ärzte mitunter ebenso dazu. Etwa, wenn sich der kleine Patient eine Schonhaltung oder nach einem Beinbruch ein falsches Gangmuster angewöhnt hat.
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