Seit fast 20 Jahren arbeitet Herwig Kaltenhauser beim Innsbrucker Fundservice. Verlorenes landet bei ihm - egal ob Schlüssel, Metalldetektoren oder Rollstühle. Der „Tiroler Krone“ hat er erklärt, was mit den Fundstücken passiert.
Na, kürzlich einen großen, roten Koffer verloren? Haben Sie irgendwo Ihren Metalldetektor verlegt? Oder ist der Rollstuhl wieder mal abgehauen? Zugegeben, solche Dinge werden eher selten im Fundservice abgegeben. „Am häufigsten werden Schlüssel verloren. Das Zweithäufigste sind Brillen, Handys und Geldtaschen“, erklärt Herwig Kaltenhauser. Der 55-Jährige ist seit Beginn des Innsbrucker Fundservices 2002 dabei – davor ging in den Landeshauptstädten alles über die Polizei.
Hörgeräte gehen seit Corona öfters verloren
Herwig mag seinen Job, weil er Menschen helfen kann. Kein Tag und kein Fundgegenstand seien wie der andere. Die Pandemie hat zusätzliche Abwechslung gebracht: „Seit der Maskenpflicht werden vermehrt Hörgeräte abgegeben“, verrät Herwig.
Ansonsten sei es seit März 2020 aber eher ruhig. Im September des Jahres wurden insgesamt 521 Gegenstände abgegeben, davon 64 Schlüssel. Zum Vergleich: Im Jänner 2020 waren es noch 108 Schlüssel gewesen. Als Grund hierfür sieht Herwig die Schließung vieler öffentlicher Orte. Langsam gebe es aber wieder mehr zu tun.
Das sieht man: Die Schlüssel-Wände der Monate August und September des heurigen Jahres sind bummvoll. An fast jedem Haken hängt ein Schlüsselbund. „Ein Jahr lang behalten wir sie auf“, versichert Herwig. Gleich wie alle anderen Gegenstände: „Jedes Fundstück wird von uns gleich behandelt“, sagt er und lacht. Für alle, die im November 2020 irgendetwas verloren haben, besteht also noch Hoffnung.
Was passiert mit der vermissten Geldtasche?
Dinge, die nach Ablauf eines Jahres nicht abgeholt wurden, werden an den Gebrauchtwarenladen Wams übergeben – außer Gegenstände mit personenbezogenen Daten. Schlüssel, Handys und Laptops etwa werden vernichtet. Und wenn etwa Geldtaschen, die den Namen ihres Besitzers verraten, den Weg ins Fundamt finden? „Dann schauen wir im zentralen Melderegister nach. Wohnt die Person in Innsbruck, bekommt sie von uns einen Brief. Wohnt die Person etwa in Kufstein, schicken wir die Geldtasche ans dortige Fundamt.“
Silber- und Goldschmuck bekommt das Österreichische Metallscheideunternehmen Ögussa, wo er „zum Silber- und Goldkurs des Tages verkauft wird“, führt Herwig aus. Das Geld bekomme dann die Stadt.
Tipp vom Fundservice: einfach „nicht hudeln!“
Während des Besuchs beim Fundservice steht plötzlich die Polizei vor der Tür. Ein junger Beamter kommt mit einem großen, roten Koffer herein – jemand hatte ihn gefunden und bei den Polizisten abgegeben. Auch Taxler, Kaufhäuser, Geschäfte oder die Öffis – sie unterhalten allerdings oft einen eigenen Fundservice – bringen immer wieder Gefundenes zu Herwig. „Meistens sind es aber Privatpersonen“, stellt der Experte klar.
Jede Person ist individuell. Die einen sind Hudler, die anderen schauen mehr auf’s Zeug. Etwas zu verlieren, kann aber jedem einmal passieren.
Herwig Kaltenhauser
Herwig selbst verliert „Gott sei Dank nicht oft etwas“. Seine Kollegin hat einen Tipp, damit das auch so bleibt: „Nicht hudeln!“. Herwig stimmt zu, für ihn ist aber klar: „Etwas zu verlieren, kann jedem mal passieren.“ Und dafür gibt es dann zum Glück das Fundamt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.