„Apokalyptisch“
Corona-Notlage in Rumänien droht zu eskalieren
In Rumänien haben sich zwei Krisen gleichzeitig zugespitzt: Die rasante Ausbreitung des Coronavirus überfordert zunehmend das Gesundheitswesen, und der Versuch einer Regierungsbildung schlug am Mittwoch fehl. Damit hat das Land wegen streitender Parteien eine nur eingeschränkt handlungsfähige Regierung. Allein in den vergangenen 24 Stunden starben in Rumänien 574 Menschen an und mit Corona - mehr als in der gesamten EU im selben Zeitraum.
Der Vorsitzende der kleinen öko-liberalen Partei USR, Dacian Ciolos, hatte bei einer Abstimmung im Parlament keine Chance auf eine Mehrheit, weil kein Koalitionspartner zur Verfügung stand. Nun muss Staatspräsident Klaus Johannis dem Parlament einen neuen Vorschlag für den Posten des Ministerpräsidenten machen. Sollte auch dieser scheitern, könnte es Neuwahlen geben.
Koalition vor zwei Wochen zerbrochen
Derzeit regiert Premier Florin Citu von der bürgerlichen Partei PNL kommissarisch mit eingeschränkten Befugnissen, nachdem ihm das Parlament vor zwei Wochen das Misstrauen ausgesprochen hatte. Vorher war die Regierungskoalition von PNL und USR zerbrochen. Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis hat am Donnerstag nach Sondierungen mit den Fraktionen Verteidigungsminister Nicolae Ciuca (Liberale Partei/PNL) mit der Regierungsbildung beauftragt. Der Vier-Sterne-General a.D., Spitzname "Wüstengeneral", gilt als Vertrauensperson des Staatsoberhauptes.
Covid-Patienten „kämpfen“ um Sauerstoffgeräte
Die Sterberate durch das Coronavirus sei in Rumänien weltweit am höchsten: 19,01 pro eine Million Einwohner, errechnete das Portal ourworldindata.org am Mittwoch. Die 14-Tage-Inzidenz von rund 859 Neuansteckungen gehört EU-weit zu den höchsten. Die Ärztin Victoria Arama nannte die Lage in der Hauptstadt Bukarest „apokalyptisch“: Covid-Patienten würden auf Klinik-Korridoren gegeneinander schubsend um Sauerstoffgeräte kämpfen.
1799 Corona-Patienten werden derzeit landesweit intensivmedizinisch behandelt - zum Teil auf Klinikgängen, in Containern, Zelten und Rettungswagen. Es gibt nur 1668 Plätze in Intensivstationen. 30 schwer kranke Patienten wurden bereits ins Nachbarland Ungarn geschickt.
WHO stellt Hilfe für Kliniken in Aussicht
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Hilfen für Krankenhaus-Ausstattung versprochen sowie Beratung zur Förderung der bisher schwachen Impfbereitschaft. Nur 34,8 Prozent der Rumänen haben den vollen Impfschutz. Als mit schuld daran gelten Verschwörungstheoretiker in Medien, Showbusiness und der rumänisch-orthodoxen Kirche.
Zugleich werden Vorsichtsregeln nur lückenhaft überwacht. Jüngst hielt die Partei PNL in Anwesenheit des Präsidenten einen Parteitag mit 5000 Delegierten ab. Die Polizei verhängte danach für PNL ein Bußgeld wegen Verletzung der Abstandsregeln und der Maskenpflicht.
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