Die Bloodsucking Zombies From Outer Space sind längst eine Institution am österreichschen Punk- und Rockabilly-Himmel. Auf ihrem neuen Album „Shock Rock Rebels“ verknüpfen sie wieder unterschiedliche Stile mit Humor und Gesellschaftskritik und beweisen damit vor allem eines: sie sind mit ihrer Ausrichtung weiterhin konkurrenzlos.
20 Jahre untot und gewaltbereit, so könnte man das leichenblasse Treiben der Bloodsucking Zombies From Outer Space mit wenigen Worten beschreiben. Vom pseudointelligenten Feuilleton und hipster-coolen Indie-Medien seit jeher sträflich verschmäht, hat sich das zum Quintett angewachsene Kollektiv aus Niederösterreich und Wien aber längst abseits der gängigen Pfade seine treuen und loyalen Fans erarbeitet. Mit Eifer, Authentizität und richtig guten Songs wandeln die Zombies nun seit knapp Dekaden durch die Clubs und Hallen dieser Welt und sorgen vor allem live für ein audiovisuelles Feuerwerk, wie man es eben nur dort kriegen kann, wo Leidenschaft, Nerdtum und pure Spielfreude ungebrochen ausgeprägt sind. Die Zombies sind dabei so etwas wie eine kleinere Version der norwegischen Kultband Turbonegro - nicht etwa aufgrund der Musik, sondern in punkto Fannähe und Anhängerkult, was sich längst weit über die schmalen österreichischen Landesgrenzen hinausgezogen hat.
Liebevoll durchs Dunkle
Die Inspirationsquellen der Zombies sind dabei mannigfaltig. Es ist eine Mischung aus dem Establishment-hassenden Straßenpunk Großbritanniens aus den 70er-Jahren, kultigen Horrorfilmen von Dario Argento, Tobe Hopper und Lucio Fulci sowie der Vaudeville-mäßigen Schock-Rock-Theatralik des sich auch schon im Rentenalter befindlichen Gruselpapst-Urvaters Alice Cooper. Alles, was düster, dunkel und mysteriös ist, die Krallen aber nicht zur Provokation, sondern zum geschickten Entertainment ausführt. Wie immer gibt’s auch 2021 eine neue Zombies-Platte rund um Halloween und die leichten Klangnuancierungen sind unüberhörbar. Mehr denn je beruft man sich auf dem Weg in die dritte Banddekade auf die Urwüchse des Punk, sowie auf Schnelligkeit und mitsingtaubliche Rhythmik und lässt dabei die Horror- und Psychobilly-Elemente ein bisschen im Hintergrund verweilen. „Shock Rock Rebels“ ist dabei ein mehr als programmatischer Titel, denn von einer Handbremse haben die Burschen offenbar noch nie gehört.
Im Horror-Stück „The Dentist“ oder der humorigen Trennungsnummer „Madman“ galoppiert der Punkrock unnachahmlich flott vorneweg, „Stop Writing Songs About Your Girlfriend“ bedient sich der beliebten Pop-Punk-Stilistik rund ums Millennium und auf „Teenage Antichrist“ huldigt Frontmann Dead Richy Gein seinen ewigen Heroen Alice Cooper, W.A.S.P., Lizzy Borden und Co. American Metal mit Theatralik und Hard-Rock-Kante geben sich hier die Klinke in die Hand und rücken vor allem die überbordende Spielfreude in den Vordergrund. Wer sich schon einmal im 100 Quadratmeter großen Reich des Frontmannes aufgehalten und seine Horrorsammlung einer genaueren Inspektion unterzogen hat, weiß, dass hier absolut alles mit einhundertprozentiger Liebe zur Thematik umgesetzt wird. Der Tanz mit Skeletten und Werwölfen und dem spinnennetzbedeckten Vollmond funktioniert auf „Shock Rock Rebels“ gerade ob der flotteren Punk-Ausrichtung, denn nur selten sieht man Bands nach 20 Jahren noch so frisch und spürbar begeistert vor sich hinkomponieren und -musizieren.
Bunter Themenmahlstrom
Mit der Freiheit des eigenen Labels Schlitzer Pepi Records im Rücken wirken die Zombies noch ungezwungener, als sie sich in der Vergangenheit ohnehin schon gegeben haben. Da huldigte man diversen prominenten Serienmördern, schrieb eine Liebeserklärung an das französische Theatre du Grand Guignol, erfand einen über mehre Songs hingestreckten Plot über einen fiktiven Serienkiller und wagte sich gar ins Rockabilly-behaftete Wienerlied, das anfangs so gut funktionierte, dass es glücklicherweise immer wieder zum Einsatz kam. Das morbide Lokalkolorit durchzogen vom globalen Horror. Eine thematisch gruselige Gemengelage, die aufgrund des unverändert prekären Alltags immer noch Gültigkeit besitzt und nichts von ihrer Bissigkeit verloren hat. Die Bloodsucking Zombies From Outer Space verknüpfen nämlich auch auf „Shock Rock Rebels“ Ironie, Humor, Horror, Tagespolitisches und Gesellschaftskritisches zu einem rifflastigen und würzigen Mahlstrom handgemachter Gitarrenmusik.
Wenn Gein in „Off With Their Heads“ etwa augenzwinkernd die Guillotine für die planetenzerstörenden oberen 10.000 fordert oder man in „Pig Hunt“ die kompromisslose Leistungsgesellschaft anprangert, dann fühlt man sich auch im Gruselkorsett sofort wieder in die harsche Gegenwart des Alltags zurückversetzt. Das angesprochene Wienerisch darf natürlich nicht fehlen. Dem „Geisterhaus“ sei Dank, hat man einmal mehr den perfekten Soundtrack für einen nebeligen Herbstspaziergang am Wiener Zentralfriedhof. Abseits davon erfreuen die Zombies einmal mehr das treue Sammlerherz. Das gute Werk gibt es gleich in drei Ausführungen zu erstehen. Als normale Vinyl in Blutrot auf 500 Stück limitiert. Als auf 1000 Stück limitierte CD handgesprayt in fünf verschiedenen Farben und inklusive 16-seitigem Booklet und als auf 150 Stück limitiertes Boxset, das insgesamt sechs 7‘‘-Vinyl-Singles und allerhand Gimmicks (vom Brettspiel bis zum Kondom) beinhaltet.
Live-Konzerte
Das famose Album „Shock Rock Rebels“ kann man sich auch quer durch Österreich live geben. Zu Halloween, am 31. Oktober, spielt die Band live in der Wiener Arena. Am 3. Dezember spielt die Band im Salzburger MARK, am 4. Dezember geht es nach Graz ins Explosiv, am 5. Dezember steht eine Unplugged-Show beim Addicted To Rock in Wien an, am 10. Dezember beehrt man das Livestage in Innsbruck und am 11. Dezember die Linzer Stadtwerkstatt. 2022 steht dann auch wieder ein Gig beim Nova Rock am Programm. Alles und mehr dazu unter www.zombies.at.
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