Mit dem Verhältnis zwischen Ärzte- und Apothekerkammer steht es zwar schon länger nicht zum Besten, doch nach der jüngsten „Rezept-Panne“ fliegen die Hackeln noch tiefer. Wegen eines Software-Fehlers - die „Krone“ berichtete ausführlich - spuckten die Computer in 33 Apotheken falsche Dosierungsangaben für Medikamente aus. Seit mehreren Tagen bekämpfen sich die Interessenvertreter von Pharmazeuten und Medizinern nun in einem Ausmaß, das an Qualtingers „Simmering gegen Kapfenberg“ erinnert ...
Seit der „Rezept-Panne“ richten sich die beiden Interessenvertretungen allerhand Unfreundlichkeiten aus. Die Ärztekammer nimmt den Fall zum Anlass, um für das sogenannte Dispensierrecht für alle Ärzte (Stichwort: Hausapotheke) die Werbetrommel zu rühren.
Parallel dazu greift der Vizepräsident der Ärzteschaft, Johannes Steinhart, nun Apothekerkammer-Chefin Ulrike Mursch-Edlmayr persönlich an. In deren Apotheke würden esoterische „Hexenprodukte zu Mondpreisen“ feilgeboten.
„Vier-Augen-Prinzip“
Abseits dieses Geplänkels brechen die Apotheker weiter für das „Vier-Augen-Prinzip“ - Pharmazeuten kontrollieren bei der Abgabe die verschriebene Dosierung nach - eine Lanze. Dass auch Ärzte Fehler machen können, zeigt sich an einem krassen Fall (Faksimile oben): Hier wurde ein Rheuma-Mittel vom Arzt statt einmal wöchentlich einmal täglich verschrieben - und hätte ohne Kontrolle durch den Apotheker für den Patienten tödlich werden können.
Das gemeinsame Ziel ist nur mit dem Besten aus allen Welten zu erreichen. Es fehlt aber leider der Blick auf das große Ganze.
Patientenanwalt Gerald Bachinger
„Berufsständisches Silo-Denken“
Wie so oft geht es bei dem Konflikt um Macht und vor allem wirtschaftliche Interessen: „Wir sehen nur die Spitze des Eisberges“, so Patientenanwalt Gerald Buchinger. Er sieht das Grundproblem im Gesundheitswesen in einem „berufsständischen Silo-Denken“. Soll heißen: „Pflege, Ärzte und Apotheker sehen nur ihr eigenes Feld, es fehlt der Blick aufs Ganze“, so Buchinger, „die Patienten wiederum sehen im Thema Gesundheit ein Gesamtbild.“ Doch genau auf ihrem Rücken werden die Konflikte ausgetragen.
Der Experte rät daher, schon in der Ausbildung darauf zu achten, dass sich die verschiedenen Bereiche besser verstehen, „zum Beispiel durch eine gemeinsame Basisausbildung“. Doch das ist noch Zukunftsmusik.
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