Seit dem Tiefststand in der Corona-Krise hat sich der Preis für ein Fass Rohöl mehr als vervierfacht. Was die Gründe dafür sind und wie die Preisexplosion sowohl Energie als auch viele Produkte stark verteuert.
Wer dieser Tage mit dem Auto an der Zapfsäule steht, bemerkt es mit Grauen: Die Kosten fürs Tanken sind stark gestiegen. Lag der Liter Sprit im Herbst 2020 zeitweise bei nur einem Euro, sind es jetzt im Schnitt über 1,4 Euro - bei Diesel und Benzin. Häufig wird noch mehr verlangt.
Hauptursache ist die Rallye des Ölpreises. Bei der für Europa relevanten Nordseeöl-Sorte Brent explodierte der Preis für ein Fass (159 Liter) seit April des Vorjahres von rund 20 auf über 80 Euro (siehe Grafik). Doch was sind die Hintergründe?
„Das Problem ist nicht der Öl-, sondern der Gasmarkt“, analysiert Johannes Benigni, Energiemarkt-Experte bei der Beratungsfirma JBC Energy. „Beim Gas wurden im Sommer zu wenige Lagerbestände aufgebaut. Jetzt herrscht die Angst, nicht genug zu haben, wenn der Winter kommt. Gas-Lieferant Russland hat zudem neue Kunden aus China und der Türkei. Daher liefert er derzeit keine Überschussmengen nach Europa.“
Teures Öl führt zu höheren Spritpreisen
In der Folge steigen die Energiepreise - und das auch auf dem „Nebenschauplatz“, dem Ölmarkt. Denn da sich Öl leichter handeln lässt, schlagen etwa Investmentbanken zu und kaufen ein. Das treibt den Ölpreis aktuell in lichte Höhen.
Abhilfe schaffen könnten die in der OPEC plus vereinten Öl-Staaten, indem sie Fördermengen erhöhen. Benigni: „Doch sie zögern, weil sich das Wirtschaftswachstum vielerorts verlangsamt.“ Bei schlechteren Konjunkturprognosen will die Opec den Hahn nicht aufdrehen.
Produkte, für die man Rohöl zur Herstellung braucht - wie Kraftstoffe oder etwa Kunststoffe - werden mit steigenden Ölpreisen teurer.
ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold
Verteuert sich Öl, bekommen das Autofahrer und Konsumenten zu spüren. Oliver Schmerold, Direktor des Mobilitätsclubs ÖAMTC: „Produkte, für die man Rohöl zur Herstellung braucht - wie Kraftstoffe oder etwa Kunststoffe - werden mit steigenden Ölpreisen teurer. Ob Landwirtschaft, Transportbranche, aber auch Handwerker - jeder wird die höheren Preise für Öl indirekt über seine Produkte oder Dienstleistungen an die Kunden weiterverrechnen. Preissteigerungen werden uns nicht erspart bleiben.“
Spürbar ist das schon jetzt - die Inflationsrate ist die höchste seit zehn Jahren. Ab Juli 2022 macht die CO2-Besteuerung alles noch teurer - den Liter Diesel z. B. brutto um 8,8 und Super um 7,7 Cent. Schmerold: „Damit würde der Dieselpreis das bisherige Rekordhoch aus 2012 übersteigen!“
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