Sie war erst 29

Fenstersprung: Judoka Claudia Heill begeht Selbstmord

Wien
31.03.2011 12:57
Österreichs Sport trägt Trauer, denn die ehemalige Judokämpferin Claudia Heill ist tot. Die gebürtige Wienerin, die 2004 bei den Olympischen Sommerspielen in Athen die Silbermedaille für Österreich holte, hat Selbstmord begangen. Wie die "Krone" erfuhr, sprang die 29-Jährige in der Nacht auf Donnerstag in Wien auf der Landstraßer Hauptstraße aus einem Fenster in den Tod. Das Motiv für den Suizid ist noch nicht bekannt.

Laut Polizei gibt es keine Anzeichen für Fremdverschulden, auch ein Abschiedsbrief sei nicht gefunden worden. Die Angehörigen seien schockiert und könnten sich das alles nicht erklären, teilte eine Polizeisprecherin mit. Heill war am Mittwochabend mit Freundinnen zusammen und fuhr um ein Uhr in der Nacht nach Hause. Nach dem Sprung aus dem sechsten Stock wurde die Leiche Heills um 3.15 Uhr gefunden.

In der Infobox findest du einen Steckbrief von Claudia Heill sowie Reaktionen auf ihren tragischen Tod.

"Claudia war ein lebensfroher Mensch, der viele Visionen hatte und ihr ganzes Leben dem Sport widmete. Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie - Österreichs Judosport hat einen schweren Verlust erlitten. Eine Lücke, die nicht zu schließen ist. Wir werden Claudia stets in bester Erinnerung haben", sagte Judo-Verbandspräsident Hans Paul Kutschera.

Erste österreichische Judoka mit Olympiamedaille

Heill hatte ihre Karriere im Juni 2009 beendet, zuletzt war die Wienerin als Jugendtrainerin tätig. Im Vorjahr war sie im Marketing des Organisationskomitees für die Heim-EM in Wien engagiert. 2004 hatte sie als erste österreichische Judoka eine Olympiamedaille errungen. 2008 in Peking war sie erneut am Start, schrammte aber knapp an Bronze vorbei und wurde schließlich Fünfte. Bei Europameisterschaften hat sie insgesamt fünf Medaillen gewonnen.

Heill war in sportlichen Belangen schon von frühen Kindesbeinen an ein Sturkopf. Die Eltern Sabine und Alfred hätten es vorgezogen, dass die Tochter in der Volksschule Waldkloster als Freifach Spielmusik oder Ballett wählt. Doch die Siebenjährige war von Judo überzeugt gewesen. Auf die Sommerspiele in Griechenland hatte sie sich gemeinsam mit Coach Hubert Rohrauer lange, präzise und nach Plan vorbereitet. Nach dem Gewinn der Olympiamedaille ging es auf höchstem Niveau weiter, bei Europameisterschaften ließ sie noch Silber 2005 in Rotterdam und nach Knieoperationen Bronze 2007 in Belgrad folgen, bei der Militär-WM 2006 in Vinkovci erkämpfte sie Gold.

Letzter internationaler Auftritt in Peking

Der fünfte Platz bei Olympia 2008 in Peking sollte ihr letzter Wettkampfauftritt auf internationaler Ebene gewesen sein, ehe sie 2009 ihren Rücktritt bekanntgab. "Ich habe nach meinen zweiten Olympischen Spielen eine Auszeit genommen, um zu sehen, ob ich mich noch einmal motivieren kann", hatte Heill damals erklärt. Doch die nötige Motivation hat ihr schließlich gefehlt.

Bis Ende Februar 2011 arbeitete sie als Trainerin im Schulmodell des Bundessportzentrums Südstadt, legte die Funktion aber zurück, um sich ganz auf ihr Studium in der Fachhochschule für Sportwissenschaften in Wiener Neustadt zu konzentrieren.

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