Wie konnte es zum Tod von Kamerafrau Halyna Hutchins am Set des Western „Rust“ kommen? Dieser Frage geht die Polizei auch zwei Tage, nachdem Alec Baldwin mit einer Requsitenwaffe einen tödlichen Schuss abgegeben hatte, nach. Aufschluss könnte der dramatische Notruf geben, der nach dem tragischen Unfall abgesetzt und jetzt veröffentlicht wurde.
Ein Schuss aus einer Requisitenwaffe hat am Ende der Woche Kamerafrau Halyna Hutchins tödlich getroffen, Regisseur Joel Souza am Schlüsselbein verletzt. Doch wie konnte es dazu kommen? Aufnahmen des Notrufes wurden am Samstag veröffentlicht. Zu hören ist darauf vermutlich Drehbuch-Autorin Mamie Mitchell, berichteten US-Medien.
„Wir haben zwei Menschen, die versehentlich mit einer Requisitenwaffe angeschossen wurden. Wir brauchen sofort Hilfe“, hört man sie hektisch ins Telefon sprechen. „Wir haben geprobt, dann hat sich der Schuss gelöst. Ich bin gleich rausgerannt. Wir sind alle rausgerannt“, schilderte die Situation.
Wir haben zwei Menschen, die versehentlich mit einer Requisitenwaffe angeschossen wurden. Wir brauchen sofort Hilfe.
Set-Mitarbeiterin im Notruf vom Baldwin-Set
Auf die Frage, ob die Waffe mit echter Munition geladen gewesen sei, sagte sie: „Das kann ich Ihnen nicht sagen.“ Sie beschimpfte jedoch den Regieassistenten Dave Halls und erklärte: „Dieses Arschloch von Regieassistent, der mich beim Mittagessen angeschrien hat ... Er sollte die Waffen kontrollieren, er ist verantwortlich für das, was am Set passiert.“
Aber nicht nur Halls, auch die Waffenmeisterin rückt immer weiter in den Fokus der Ermittler. Mit Hannah Gutierrez-Reed arbeitete nämlich eine recht unerfahrene junge Frau am Set des Western. Sie war es, die laut eines vorläufigen Untersuchungsberichts die Waffe vorbereitet haben soll. Zusammen mit zwei anderen habe sie diese auf einen Wagen gelegt.
Waffenmeisterin gab Elfjähriger ungeprüfte Waffe
Im Gespräch mit der britischen „Sun“ erhoben zudem zwei Produktionsquellen, die bereits mit Gutierrez-Reed zusammengearbeitet haben sollen, schwere Vorwürfe. Demnach soll die 24-Jährige am Set des Nicholas-Cage-Western „The Old Way“ einer elfjährigen Kinderdarstellerin eine Waffe in die Hand gedrückt haben, ohne diese vorher ordnungsgemäß zu überprüfen. Passiert sei dies nur wenige Wochen bevor sie ihren Job beim Film von Alec Baldwin angetreten habe.
„Es kam ein paar Mal vor, dass sie die Platzpatronen geladen hat - und zwar auf eine Art und Weise, die wir für unsicher hielten“, zitiert die Zeitung die Augenzeugen. „Sie war etwas unvorsichtig mit den Waffen und fuchtelte auch ab und zu damit herum.“
Der erfahrene Regieassistent Halls reichte Baldwin den Berichten zufolge schließlich die Unglückswaffe während der Probe für eine Szene mit dem Hinweis, dass es sich um eine „kalte Waffe“ handle. Im Filmjargon bedeutet dies, dass sie keine scharfe Munition enthält. Halls „wusste nicht, dass die Waffe mit scharfer Munition geladen war“, heißt es im Polizeibericht.
Schweiger: „Scharfe Munition hat am Set nichts verloren“
Im Interview mit der „Bild am Sonntag“ sprach Til Schweiger Schauspieler Alec Baldwin sein Mitgefühl aus. Er habe gedacht, „was der jetzt für eine Bürde mit sich trägt“, zeigte dieser sich entsetzt, kritisierte aber: „Außerdem habe ich mir gedacht, dass scharfe Munition an einem Filmset überhaupt nichts verloren hat.“
In der Regel würden echte Waffen genutzt, die umgebaut worden seien, so Schweiger. „Bei einem Revolver ist es eigentlich für mich gar nicht vorstellbar.“ Gerade in den USA seien die Waffenmeister „extrem penibel“ - wie auch in Deutschland. „Da gibt es immer die höchsten Sicherheitsvorkehrungen.“
Franco Nero: „Nie etwas passiert“
Auch Western-Star Franco Nero ist im Fall des tödlichen Schusses von Baldwin ratlos. „Ich habe viele Filme mit Pistolen gemacht, und da ist nie etwas passiert“, sagte der 79 Jahre alte Italiener im Interview der Zeitung „La Repubblica“. Bei dem, was Baldwin passiert sei, gebe es noch viel zu erklären.
Ganz ungefährlich sind die Requisitenwaffen scheinbar nicht, wie Italowestern-Star Nero erklärte. „Manchmal kann es bei Pistolen mit Platzpatronen passieren, dass durch den Schuss Splitter mitkommen.“ Am Set eines Westerns habe er selbst erlebt, dass ein Hilfsarbeiter verletzt wurde, als ein Schuss nahe der Filmkamera abgefeuert wurde.
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