Mit 20,1 Prozent ist der Anteil an nicht in Österreich geborenen Personen im Land so hoch wie nie. Das zeigt der aktuelle Migrationsbericht.
Wenn Politiker von „liebe Österreicherinnen und Österreicher, liebe in Österreich lebende Personen“ sprechen, dann zeigt der aktuelle Bericht des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF), wer damit eigentlich genau gemeint ist. Pünktlich zum Nationalfeiertag veröffentlicht der ÖIF die aktuellen Zahlen zu den Themen Migration und Integration.
Die Eckpunkte: Mit fast 1,798 Millionen Personen lebten noch nie so viele Menschen mit ausländischem Geburtsort in Österreich wie Anfang 2021. Das entspricht 20,1 Prozent der Gesamtbevölkerung – oder jede fünfte in Österreich lebende Person.
Größte Gruppe wurde in Deutschland geboren
Seit der großen Flüchtlingswelle 2015 ist die Anzahl noch einmal um 200.000 Personen angewachsen. Rund 244.900 in Deutschland geborene Menschen stellten mit 1. Jänner 2021 die größte Gruppe dar, gefolgt von Personen mit Geburtsort in Bosnien-Herzegowina (172.400). Auf Platz drei folgten in der Türkei geborene Personen (159.100).
Fast 40 Prozent leben in Wien
Große Unterschiede gibt es bei der Verteilung innerhalb Österreichs. Von den rund 1,8 Millionen Zuwanderern leben 39,6 Prozent in Wien. Der Bezirk mit dem größten Anteil an nicht in Österreich Geborenen ist der Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus mit 47,9 Prozent - und damit übrigens auch österreichweit jener Bezirk mit dem höchsten Anteil an Zuwanderern.
Mit gewaltigem Abstand folgen mit 13,5 Prozent Oberösterreich und mit 12,4 Prozent Niederösterreich. Schlusslicht sind das Burgenland (2 Prozent) und Kärnten (4,1 Prozent). Doch während im Fünfjahresvergleich die Zahlen in Wien, Niederösterreich und in Kärnten leicht zurückgingen, zog es Zuwanderer vermehrt in die Steiermark und nach Oberösterreich.
Bezogen auf die jeweilige Gesamtbevölkerung eines Bundeslandes, war der Anteil der im Ausland geborenen Bevölkerung ebenfalls in Wien am höchsten (37,1 Prozent). Danach folgten allerdings die Bundesländer Vorarlberg (21,6 Prozent) und Salzburg (19,9 Prozent) auf den Plätzen zwei und drei.
Pandemie bremste Zuzug aus dem Ausland
Auffällig: Die Pandemie bremste den Zuzug im Jahr 2020 etwas. Aus dem Ausland wanderten rund 136.300 Personen nach Österreich ein - im Jahr 2019 waren es noch 150.400 Personen. Aus Nicht-EU-Ländern kamen Zuwanderer 2020 hauptsächlich aus Serbien, Syrien und Bosnien-Herzegowina.
Nach Österreich gekommen bin ich, um den Traum der Selbstständigkeit zu verwirklichen. Geblieben bin ich wegen der Erfüllung dieses Traumes, meiner Liebe zu Österreich und meiner Familie.
Dora Klaus (52), selbstständig (Wien)
Ich wurde in Rumänien geboren und bin mit meinen Eltern vor 46 Jahren nach Österreich gekommen. Ich liebe dieses Land, habe eine gute Arbeit und eine tolle Lebensgefährtin.
Levente Guliman (50), Angestellter (Niederösterreich)
Ich komme aus der Slowakei, aber lebe seit acht Jahren in Österreich. Die Lebensqualität, die Jobchancen und die medizinische Versorgung sind hier hervorragend. Ich bin sehr gerne hier.
Alena Bobulova (29), Kellnerin aus St. Michael (Salzburg)
Ich stamme aus Szombathely in Ungarn und bin seit zwei Jahren in Österreich - wegen der Liebe, des Jobs und weil die Stadt wunderschön ist. Ich will bleiben, damit meine Kinder einmal die besten Chancen haben.
Kamilla Auer (24), Barkeeperin (Wien)
Ich bin 2018 von Rumänien hierher gezogen, um an der TU zu studieren. Was mich an diesem Land fasziniert, ist die Höflichkeit der Menschen, die Diversität und gegenseitige Akzeptanz.
Alexandra Moldovan (22), Studentin (Wien)
Ich bin in Deutschland geboren, aber all die Jahre, mehr als fünfzig, hab ich auf die Frage, wo ich lebe, stolz gesagt: in Österreich. Das hat sich in den vergangenen beiden Jahren leider echt verändert.
Stefan Schubert (59), Musiker (Salzburg)
Umgangssprache und Arbeitslosigkeit
Im Schuljahr 2019/20 hatten 27,4 Prozent der Schüler in Österreich eine andere Umgangssprache als Deutsch. Zum Vergleich: 2016 betrug der Anteil noch 23,8 Prozent. Besonders hoch ist dieser in Sonderschulen, Polytechnischen und Neuen Mittelschulen. Eine andere Umgangssprache sagt jedoch nichts über die Deutschkenntnisse per se aus. 15,3 Prozent der Ausländer waren 2020 ohne Job. Damit zeigt sich, dass ausländische Staatsangehörige während der Pandemie stärker von Arbeitslosigkeit betroffen waren.
Kinderzahl pro Frau
2020 betrug die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau in Österreich 1,44. In Österreich geborene Frauen bekamen im Schnitt 1,35 Kinder. Im Ausland geborene Frauen brachten 1,73 Kinder zur Welt, um durchschnittlich 0,19 weniger als noch im Jahr 2015. Frauen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak bekommen mit durchschnittlich 2,88 am meisten Kinder. Ihnen folgen Türkinnen mit im Schnitt 2,04 Kindern.
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