Während Milliardäre darum kämpfen, wer der erste Tourist im Weltraum ist, machen sich andere Sorgen um die Umwelt, die durch die neue Technologie bedroht wird.
Die Raumfahrt gehört zu den emissionsreichsten Unternehmungen der Menschheit, was von den zuständigen nationalen Behörden immer mit dem überbordenden Forschungsinteresse begründet wird. Auch die privaten Raumfahrtfirmen argumentieren so, aber eines ist nach dem zweiten Start der „New Shepard“ sicher: Es geht um Weltraumtourismus, der unsere Umwelt belastet.
Im Juli kündigte Amazon-Gründer Jeff Bezos an, mit seiner „New Shepard“ ins All zu fliegen - die „Krone“ hat berichtet. Doch dann flog der britische Unternehmer Richard Branson neun Tage vor Bezos mit seiner „VSS Unity“ Richtung Milchstraße. Dieser Flug ist in Sachen Kohlendioxid-Ausstoß in etwa vergleichbar mit einem Hin-und-Rück-Transatlantikflug. Die Firma Virgin Galactic gab zwar an, Klimaausgleiche durchzuführen, das ist allerdings nicht von unabhängigen Experten geprüft und verifiziert. Blue Origin argumentiert in der Klimadebatte damit, dass die „New Shepard“ mit Wasserstoff betrieben wird und deswegen kein Kohlendioxid ausstößt - die Produktion von Wasserstoff tut dies schon.
Prinz William platzte nach Shatners All-Flug der Kragen
Nachdem der 90 Jahre alte kanadische Schauspieler William Shatner, bekannt als Captain Kirk aus der Serie „Raumschiff Enterprise“, ins All geflogen war, platzte Prinz William bei einem Interview der Kragen: „Die schlauesten Köpfe der Welt sollten sich darauf konzentrieren, diesen Planeten zu reparieren, statt zu versuchen, den nächsten Ort zu finden, an den man gehen kann, um dort zu leben.“
Die schlauesten Köpfe der Welt sollten sich darauf konzentrieren, diesen Planeten zu reparieren, statt zu versuchen, den nächsten Ort zu finden, an den man gehen kann, um dort zu leben.
Prinz William
Shatner sieht die Unendlichkeit des Weltraumes eher als Lösung der Klimakrise: „Es ist ein kleiner Schritt dahin, irgendwann alle umweltschädlichen Industrien da hochzubringen und runter von der Erde.“ Diese Idee hatte bereits Jeff Bezos. Bisher traute sich aber noch kein Unternehmen an dieses Gedankenexperiment heran.
Klimawissenschafterin und „Krone“-Kolumnistin Helga Kromp-Kolb bringt in die Diskussion neben dem Klima auch den Aspekt der sozialen Ungerechtigkeit ins Spiel: „Die touristischen Weltraumflüge führen wieder einmal vor Augen, wie ungleich Reichtum und Sorgen auf dieser Welt verteilt sind: Während die einen offenbar immer neue Wege suchen, ihr Geld loszuwerden, wissen die anderen nicht, wo sie das Geld hernehmen sollen, um den Hunger ihrer Kinder zu stillen. Soziale Ungleichheit ist ein wesentlicher Motor für Ressourcenverbrauch und damit ein Beschleuniger des zivilisatorischen Kollapses.“
Vom Gemeindebau in die Unendlichkeit der Galaxis
Die Wiener Astronomin Ruth Grützbauch (43) wuchs im Gemeindebau in Simmering auf. Schon bald könnte sie mit der Europäischen Weltraumorganisation in die Galaxis fliegen.
„Krone“: Vom Gemeindebau ins Weltall - so lautet ihr Ziel?
Ruth Grützbauch: Ja, ich habe mich als Astronautin bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA gemeldet.
Wie schaut der nächste Schritt aus?
22.589 Menschen haben sich dafür beworben, darunter sind sogar 464 Österreicher. Aber dass ich drankomme, ist nicht sehr wahrscheinlich. Ich habe eine fünfprozentige Chance.
Was halten Sie vom Weltraumtourismus, den Amazon-Gründer Jeff Bezos und andere Milliardäre vorantreiben wollen?
Ich sehe das sehr kritisch. Es stellt sich die Frage, ob wir das wollen? Dass reiche Menschen so viel Geld in dieses Projekt stecken und teilweise etwas erforschen, von dem wir nichts mitbekommen. Wissen sollte öffentlich bleiben.
In Hörsälen von naturwissenschaftlichen Studien sitzen nur wenige Frauen. Wie sind Sie damals zur Astronomie gekommen?
Vielleicht habe ich einfach zu viel „Star Trek“ gesehen? (lacht) Die Sterne haben mich schon immer fasziniert, aber eigentlich hat ein Schulkollege mich auf das Astronomiestudium gebracht. Nicht einmal in Deutschland gibt es ein reines Astronomiestudium mit Bachelorabschluss. Das ist schon einzigartig für Österreich, obwohl es wenig Berufe dafür vor Ort gibt.
Sie haben aus der Not eine Tugend gemacht!
Stimmt. Ich habe ein mobiles Planetarium, das ich per Lastenrad transportiere. Ich halte darin Vorträge über das Weltall und erkläre Kindern, auf welchem Mond Wissenschafter möglicherweise außerirdisches Leben finden können.
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