Es stinkt nicht nach Schafmist, es ist eher der angenehme Geruch wie in einer Kleiderreinigung. Die rund 25 Jahre alte mechanische Waschanlage für die Schafwolle füllt optisch und akustisch die Halle – jene Halle, die für die Regensburger die Welt bedeutet. Seniorchef Johannes Regensburger hatte in den 1950er Jahren von Flachs- auf Schafwollverarbeitung umgestellt, nun führt Sohn Joachim das Schafwollzentrum Umhausen. Nach Turbulenzen in den 2010er Jahren wieder erfolgreich, wie er sagt. Als einziges Unternehmen weltweit wird im Umhausener Familienbetrieb die Wolle des Tiroler Berg- und Steinschafes verarbeitet. Mehr als 400 Schafbauern im Umkreis von 120 Kilometern (60 Prozent aus dem Ötztal) liefern zweimal jährlich insgesamt rund 50.000 Kilogramm Schafwolle an. Daraus werden verschiedenartige flauschige Naturprodukte kreiert, im Schwerpunkt Teppiche.
„Der Wolf bringt extreme Unruhe unter die Bauern“
„Wichtig ist für uns der perfekte regionale Kreislauf“, erklärt Joachim Regensburger, quasi ein schwarzes Schaf der Globalisierung. Unübersehbar aber die Sorgenfalten in seinem Gesicht und auch in jenem seines Vaters Johannes: „Der Wolf bringt extreme Unruhe unter unsere Schafbauern. Viele überlegen, ob sie sich das tägliche Zittern um ihre Tiere künftig noch antun. Wenn einige wichtige Lieferanten die Aufzucht von Wolfsfutter, wie sie sagen, aufgeben, haben wir ein Problem.“ Schafwolle aus Neuseeland – günstig, weil der Transport viel zu billig sei – zu bekommen, sei kein wirkliches Problem, aber das wollen sie nicht, denn sie leben für die Regionalität.
„Viele beraten im Winter, ob sie weiter machen“
Von dieser gelebten Regionalität leben neben der Familie auch noch acht Angestellte, die ebenfalls ideologisch mit dem Konzept verwurzelt sind. Auch die Coronakrise konnte dieses Konzept nicht ins Wanken bringen: „Wir erhielten viele Bestellungen telefonisch und per E-Mail, auch von den Gästen.“ Die Wolfspräsenz allerdings könnte jahrelange Aufbauarbeit zunichte machen. Auch Bezirkskammerobmann Andreas Gstrein, selbst Ötztaler Bauer, hat keine guten Nachrichten: „Von einem Umhausener Bauer weiß ich, dass er schon im Frühjahr aufgehört hat. Viele werden gemeinsam mit der Familie während des Winters überlegen, wie und ob sie weitermachen. Von Reduktion ist ebenfalls die Rede.“ Auch den Regensburgern stellt sich – wie vielen anderen – die Sinnfrage, warum ein Wolfsleben mehr Wert sein soll als ein Schafleben und wo der Mehrwert liegen soll, wenn Tiere gehen, nur weil andere kommen. Geht allerdings das Ötztaler Traditionsunternehmen, tritt sicher kein anderes an seine Stelle
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