Ungebrochen weiter geht der Kampf der Einsatzkräfte gegen den lodernden Waldbrand in Hirschwang an der Rax in Niederösterreich. Mehr als 115 Hektar wurden bislang ein Raub der Flammen, auch in der Nacht liefen die Löscharbeiten weiter. Große Sorgenfalten treibt den Einsatzkräften die Wetterprognose auf die Stirn - denn starker Wind soll einsetzen und könnte das Feuer weiter anfachen. Doch die Flammen stehen bereits jetzt vor den Toren der Rax. Mit Wasserwerfern wird deshalb nun versucht, sie vor Funkenflug zu schützen.
Lediglich die Schwarza und eine Straße trennen die Brandfläche noch von der Rax, berichtete Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando gegenüber der „Krone“. Ein Überspringen des Feuers auf die Rax gelte es unbedingt zu verhindern. „Wenn der Wind wie prognostiziert in den nächsten Stunden Richtung Rax hineingeht, haben wir dort einen Düseneffekt. Das Höllental wird enger, der Wind wird dadurch stärker und diese Düse facht das Feuer stark an“, präzisierte Andreas Januskovecz, Forstdirektor der Stadt Wien.
„Die Gefahr, die besteht, ist, dass der Waldbrand, der derzeit auf der Schneeberg-Seite ist, überspringt auf die Rax-Seite“, erklärte Januskovecz. Das Gelände sei auch dort kaum bis nicht begehbar, die Verhältnisse sehr schwierig.
Schneisen auch auf der Rax?
Bereits am Dienstag hatte man als Verteidigungslinie Schneisen in den Wald bei Hirschwang geschlagen, die je 800 Meter lang und 15 Meter breit sind, um auf diese Weise eine Ausbreitung der Flammen zu stoppen. Nun wird ebendiese Maßnahme auch auf der Rax angedacht, so Resperger. Es würden nunmehr Großtanklöschfahrzeuge mit Wasserwerfern in Stellung gebracht, kündigte der Sprecher am Mittwoch in der Früh an. Die Nacht sei verhältnismäßig ruhig verlaufen, Wind habe es keinen gegeben.
300 Feuerwehrleute stehen wieder im Einsatz, wie Niederösterreichs Landeshauptmannstellvertreter Stephan Pernkopf am Mittwoch betonte, „unter gefährlichsten Bedingungen“. Die Lage sei sehr kritisch und angespannt. Zudem sprach er den Helfern seinen Dank aus. „Ich möchte mich bei allen bedanken, die hier Tag und Nacht im Einsatz stehen“, erklärte Pernkopf. „Die Kräfte der Natur sind stark, aber auch die Kräfte der Einsatzkräfte sind unglaublich stark. Dafür ein herzliches Dankeschön.“
Auch Hubschrauber des Bundesheeres und der Polizei unterstützen die Löscharbeiten. „Aufgrund der Lage des schmalen Tals ist der Flugraum aktuell gesättigt. Sollte sich die Einsatzlage verschieben, können aber ausreichend Helikopter nachalarmiert werden“, hieß es aus dem Büro von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) gegenüber der „Krone“. Es stünden also beim zuständigen Militärkommando noch Dutzende Luftfahrzeuge für den Ernstfall auf der Rax bereit.
Es ist hier für uns sehr gefährlich, weil es immer wieder zu Felsstürzen kommt.
Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner
Der Wald soll nun feucht gehalten werden, so Resperger über die weiteren Schritte. „Die Lage ist noch nicht unter Kontrolle. Unsere größte Gefahr wird sein, dass die nächsten Stunden eine grobe Änderung der Wetterlage bringen. Wir sind dran, Brandüberschläge auf andere Gebiete zu verhindern“, so Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner, der die Gefahr für seine Mannschaft bei diesem Einsatz betonte: „Es ist hier für uns sehr gefährlich, weil es immer wieder zu Felsstürzen kommt. Darum haben wir vor Ort unseren Medizinischen Dienst mit Notarzt hier, wenn wir unsere Kräfte in unwegsamem Gelände versorgen müssen.“
Neue Verteidigungsfront, weitere Verstärkung
Am frühen Nachmittag wurde nach einer weiteren Lagebesprechung eine weitere Verteidigungsfront gegen das Feuer aufgebaut. Ab dem Nachmittag werden fünf weitere Großtanklöschfahrzeuge mit leistungsfähigen Wasserwerfern eingesetzt, um die Rax vor Funkenflug zu schützen. Dafür war auch eine Sperre der B27 nötig. Zudem werden weitere Kräfte aus dem Umland hinzugezogen: drei Katastrophenhilfszüge mit 200 Feuerwehrmitgliedern aus den Bezirken Lilienfeld, Baden und St. Pölten, hieß es. „Wir unternehmen alles, was in unserer Macht steht, um diesen Brand unter Kontrolle zu bringen“, so Fahrafellner.
Massive Trockenheit
Die anhaltende Trockenheit der vergangenen Wochen hatte den Waldbrand noch zusätzlich begünstigt. Wie die Österreichische Unwetterzentrale am Mittwoch mitteilte, gebe es hinsichtlich Regen in der Region ein Minus von 65 Prozent zum langjährigen Mittel. Würden im Oktober normalerweise 67 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, waren es heuer nur 28. Noch größer war die Abweichung im September: Statt 97 fielen lediglich 28 Liter Regen pro Quadratmeter.
Das Feuer, das sich zum laut Resperger „größten Waldbrand, den es je in Österreich gab“, entwickelt hat, war am Montag ausgebrochen. Die Flammen breiteten sich extrem rasch aus - innerhalb von zehn Stunden von fünf auf mehr als 100 Hektar.
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