Schwere Vorwürfe

Neue interne Dokumente: Druck auf Facebook wächst

Digital
27.10.2021 10:25

Die Publikation weiterer interner Informationen verstärken den Druck auf Facebook immer mehr. In den am Montag erschienenen Berichten großer US-Medien hieß es, Facebook falle es in vielen Ländern schwer, Falschinformationen und Hassrede zu bekämpfen. Während sich das Unternehmen der Probleme bewusst sei, präsentiere es nach außen nur Erfolge. Gründer und Chef Mark Zuckerberg weist alles als „koordinierten Versuch“ zurück, Facebook im falschen Licht darzustellen.

Die Artikel gehen vor allem auf interne Unterlagen zurück, die von Ex-Mitarbeiterin Frances Haugen heruntergeladen wurden. In London wiederholte sie vor einem Ausschuss des britischen Parlaments am Montag ihre Vorwürfe gegen Facebook und Zuckerberg, Profite über das Wohl der Nutzer gestellt zu haben. 

Haugen tritt als Whistleblowerin auf und übergab Facebooks Dokumente der Börsenaufsicht SEC und dem US-Kongress. Auch mehrere US-Medien bekamen Zugang und veröffentlichten am Montag zur gleichen Zeit Artikelserien. Haugen hatte bereits massive Kritik an Facebook mit dem Vorwurf ausgelöst, dass der Konzern sich zu wenig um das Wohlergehen von Teenagern bei der Fotoplattform Instagram sorge.

Maßnahmen gegen Fake-News schnell gelockert
In den neuen Berichten geht es unter anderem darum, dass Facebook nach der US-Präsidentenwahl die Maßnahmen gegen Falschinformationen schnell gelockert und dadurch Donald Trump und seinen Anhängern Raum für Behauptungen über Wahlfälschung gelassen habe. Am 6. Jänner stürmten die Anhänger des abgewählten Präsidenten den US-Kongress in Washington. Den internen Unterlagen zufolge hat Facebook zudem in den USA ein Problem mit jungen Nutzern, die weniger auf die Plattform zugreifen als früher.

Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen

Eine Facebook-Sprecherin sagte der „Washington Post“, die Berichte gingen auf ausgewählte Dokumente ohne jeglichen Kontext zurück. Das Online-Netzwerk wies erneut den Kern-Vorwurf zurück, dass es Profit über das Wohl der Nutzer stelle. Die Wahrheit sei, dass man 13 Milliarden Dollar investiert habe und 40.000 Personen beschäftige, um für die Sicherheit der Nutzer zu sorgen.

In London erneuerte Haugen ihre Vorwürfe gegen ihren früheren Arbeitgeber. Der Algorithmus, den Facebook nutze, sei „gefährlich“, sagte sie am Montag vor einem Ausschuss des britischen Parlaments. So würden Beiträge mit vielen Likes und Kommentare prominent angezeigt, aber gefährliche Inhalte dabei nicht aussortiert. Vielmehr würden polarisierende Inhalte vom Algorithmus „priorisiert“ und „überkonzentriert“.

Facebook will mehr junge User anlocken
Facebook will unterdessen unter dem Konkurrenzdruck des chinesischen Rivalen Tiktok attraktiver für junge Nutzer werden. Alle Facebook-Apps bekämen das Ziel, zu den besten Diensten für junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 29 Jahren zu werden, „statt für eine größere Zahl älterer Leute zu optimieren“, sagte Zuckerberg am Montag. Zugleich steckt Facebook Milliarden in den Aufbau einer virtuellen Welt, in der Zuckerberg die nächste Kommunikations-Plattform sieht - das „Metaverse“.

Facebook will mit "Metaverse" einen Virtual-Reality-Treffpunkt für seine Nutzer schaffen. (Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)
Facebook will mit "Metaverse" einen Virtual-Reality-Treffpunkt für seine Nutzer schaffen.

Den Videodienst Tiktok bezeichnete der Facebook-Chef als „einen der effizientesten Konkurrenten, dem wir je gegenüberstanden“. Konkret scheinen die Pläne unter anderem zu bedeuten, dass bei Facebook und dem Fotodienst Instagram kurze Videos - das Tiktok-Kerngeschäft - stärker in den Vordergrund rücken werden. Zuletzt kamen bereits 60 Prozent der Werbeerlöse im Videobereich von Clips im Hochformat, die weniger als 15 Sekunden lang waren.

Facebook soll Umbenennung vorbereiten
Eine Änderung des Konzernnamens, über die seit vergangener Woche spekuliert wird, gab es zur Vorlage der aktuellen Quartalszahlen am Montag nicht. Medienberichten zufolge soll ein neuer Name andere Apps wie Instagram aus dem Schatten von Facebook - der ersten und wichtigsten Plattform der Firmengruppe - führen. Zugleich gehe es auch darum, die Evolution hin zum „Metaverse“ zu verankern - einer virtuellen Umgebung, in der reale und digitale Welten ineinander greifen. Zuckerberg bekräftigte erneut, dass er darin die Zukunft der Kommunikation sehe.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg (Bild: EPA)
Facebook-Chef Mark Zuckerberg

Die Reality Labs dürften der Unternehmensteil sein, in dem das „Metaverse“ in den kommenden Jahren vor allem entwickelt wird. Im aktuellen Quartalsbericht hieß es, dass die Investitionen in die Sparte den operativen Gewinn von Facebook allein in diesem Jahr um rund zehn Milliarden Dollar drücken würden. Mehr Kosten folgen: In den nächsten ein bis drei Jahren werde der Konzern erst eine Basis für das „Metaverse“ legen, sagte Zuckerberg. „Das ist keine Investition, die für uns in absehbarer Zukunft profitabel sein wird.“

Facebook klagt über Apple-Gegenwind
Das Geld für die Zukunftsprojekte liefert nach wie vor das Werbegeschäft. Im dritten Quartal stiegen die Anzeigenerlöse im Jahresvergleich um rund ein Drittel auf 28,3 Milliarden Dollar. Dabei beklagte Facebook noch „Gegenwind“ vor allem durch Apples neue Regeln für mehr Privatsphäre auf dem iPhone.

Beim gesamten Konzernumsatz im vergangenen Quartal verfehlte Facebook nun die Erwartungen der Analysten. Sie hatten im Schnitt mit gut 29,5 Milliarden Dollar gerechnet. Facebook schaffte ein Plus von 35 Prozent auf 29 Milliarden Dollar (rund 24,5 Milliarden Euro). Allerdings übertraf der Konzern die Marktprognose beim Gewinn je Aktie. Unterm Strich verdiente Facebook rund 9,2 Milliarden Dollar - ein Plus von 17 Prozent im Jahresvergleich.

Die Zahl täglich bei Facebook aktiver Nutzer stieg binnen drei Monaten von 1,91 auf 1,93 Milliarden. Auf mindestens eine App aus dem Facebook-Konzern - wie zum Beispiel Instagram oder WhatsApp - griffen zuletzt täglich 2,81 Milliarden Nutzer zu. Zum Ende des zweiten Quartals waren es 2,76 Milliarden.

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