Irans Präsident Ebrahim Raisi hat den Cyberangriff auf das landesweite Zahlungssystem an Tankstellen scharf verurteilt. „Das Ziel unserer Feinde war, landesweit für Chaos zu sorgen, um so die Bürger wütend (auf die Regierung) zu machen“, sagte Raisi am Mittwoch im Ölministerium. Aber dies sei ihnen nicht gelungen, betonte der Präsident. Im Land gibt es indes weiterhin erheblich Probleme bei der Benzinversorgung.
Von den 4300 Tankstellen, die von dem Cyberangriff betroffen waren, seien erst 220 wieder ans System angeschlossen worden, sagte eine Sprecherin des für die Verteilung von Ölprodukten zuständigen Unternehmens der Nachrichtenagentur Irna. Knapp 3000 weitere Tankstellen könnten zwar auch ohne Anschluss an das Netzwerk Benzin verkaufen, dies sei allerdings nur zum „offenen Preis“ möglich - also zu jenem Preis, den die Menschen im Iran zahlen müssen, nachdem sie das monatliche Maximum des ihnen zur Verfügung stehenden subventionierten Benzins erreicht haben.
Vor den Tankstellen des Landes standen am Mittwoch lange Fahrzeugschlangen, Autofahrer äußerten sich auch in den sozialen Netzwerken wütend. Zuvor hatte das iranische Ölministerium noch angekündigt, dass das Problem an vielen Tankstellen behoben sei und sich die Lage schon bald wieder normalisieren würde.
Am Dienstag war berichtet worden, dass wegen eines Softwaredefekts das Tanken mit der Subventionskarte in vielen Tankstellen landesweit nicht mehr möglich sei. Der Iran sprach dabei zunächst von einem „technischen Defekt“, bestätigte jedoch später den Cyberangriff.
Israel hinter Angriff vermutet
Wer dafür verantwortlich sein soll, wurde zunächst nicht gesagt. In den sozialen Medien kursierten Spekulationen, dass Israel hinter dem Angriff stecken könnte. Israel hat in den vergangenen Jahren mehrmals Cyberangriffe auf das Netzwerk der iranischen Atomorganisation geführt, die erhebliche finanziellen Schäden verursachten.
Außerdem sollen bei dem Angriff auch Anzeigetafeln in einigen iranischen Städten manipuliert worden sein. Dies jedoch wurde von den Behörden kategorisch dementiert. In dem Zusammenhang erklärte sich eine angeblich iranische Hackergruppe namens „Gonjeshk‘e Darandeh“ („Wilder Sperling“ oder auch „Killer-Spatz“) verantwortlich für den Angriff. Die Aktion soll demnach eine Reaktion auf die Unruhen 2019 wegen der erhöhte Benzinpreise und ein Protest gegen die Tötung und Festnahme von Hunderten Demonstranten gewesen sein. IT-Experten in Teheran sehen jedoch das Ausland hinter den Angriffen und verweisen dabei auf den Erzfeind Israel.
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