Aufgrund stark steigender Corona-Zahlen verschärft die steirische Politik die Maßnahmen: In der Nachtgastronomie und bei Veranstaltungen ab 500 Personen haben ab 8. November nur noch Geimpfte und Genese Zutritt, die FFP2-Maskenpflicht wird deutlich ausgeweitet, etwa auf den ganzen Handel und Kulturbereich. In Pflegeheimen und Krankenhäusern werden nur noch PCR-Tests akzeptiert. Die „Krone“ hat Reaktionen eingeholt. Gerade die Betreiber von Clubs und Discos sind stark betroffen.
„Generell tragen wir alle Maßnahmen, die der Gesundheit dienen, mit. Aber das ist nicht die Lösung“, meint Martin Fritz, Geschäftsführer der Bollwerk-Gruppe, die alleine in der Steiermark zehn Discos und Clubs betreibt. Die Ansteckungen mit Covid seien dort „sehr gering, fast homöopathisch“, die neue 2G-Regel ist aus seiner Sicht daher nur ein „weiterer Schritt zu einem indirekten Impfzwang“.
Fritz ärgern gleich mehrere Punkte: Zum einen werde vom Stufenplan der Bundesregierung abgewichen - dieser sieht ja erst ab 300 Corona-Intensivpatienten österreichweit Verschärfungen vor. Weiters sei es verwunderlich, dass in einem kleinen Land wie Österreich keine bundesweiten Regeln möglich seien. Und zum anderen sei die Vorlaufzeit mit eineinhalb Wochen bis zum 8. November sehr kurz. „Drei Wochen wären angemessener.“
40 Prozent der Besucher nicht geimpft
Auf seine Branche wird die Einführung der 2G-Regel „massive Auswirkungen“ haben, so Fritz, sind doch laut internen Aufzeichnungen 40 Prozent der Gäste nicht geimpft, sondern nur getestet. Schon jetzt haben seine Betriebe teils nur eingeschränkt geöffnet. Ob es sinnvoll ist, sie weiter offen zu halten, wird sich laut ihm erst weisen.
„Bitte lasst euch impfen!“
Nicht nur Fritz, auch andere Gastronomie-Betreiber rechnen mit Umsatzeinbußen, fasst der steirische Gastronomiesprecher Klaus Friedl die ersten Rückmeldungen zusammen. „Es kann daher nur den Appell geben: Bitte lasst euch impfen!“
Differenziert ist das Urteil von Erich Neuhold, Geschäftsführer von Steiermark Tourismus: „Es ist sicher besser, jetzt Maßnahmen zu treffen, als dann, wenn die Saison richtig gestartet ist, reagieren zu müssen - und damit einen noch größeren Schaden im Tourismus hervorzurufen.“
Entscheidung über Bauernbundball und Opernredoute bald
Stark betroffen von den neuen Maßnahmen sind die Organisatoren großer Events. Bis zu 16.000 Besucher kamen vor Corona etwa zum Bauernbundball in Graz. Derzeit sei geplant, dass er 2022 wieder stattfindet, heißt es vom steirischen Bauernbund. Die Entscheidung wird am 9. November in einer Vorstandssitzung fallen.
Noch nicht fixiert ist auch die Durchführung der Grazer Opernredoute, die traditionell am letzten Samstag im Jänner stattfindet und heuer abgesagt werden musste. Redoute-Cheforganisator Bernd Pürcher lässt sich auf Nachfrage der „Krone“ am Mittwochnachmittag noch nicht in die Karten blicken, die Entscheidung werde aber „in naher Zukunft“ fallen.
Erfahrungen in Wien lässt Kulturmanager hoffen
Eher gelassen reagieren Vertreter der Kulturszene auf die Neuerungen: „Ich begrüße diesen Schritt zu 2G, denn in Wien hat sich dies seit Woche ohne Nachteile der Kulturszene etabliert und in Zeiten von steigenden Infektionen müssen wir Veranstalter unseren Beitrag zur Sicherheit der Bevölkerung leisten, bevor ,Vorhang runter‘ zwangsverordnet wird, was der viel größere Schaden wäre“, meint etwa Bernhard Rinner, Geschäftsführer der Bühnen Graz.
Ähnlich äußerst sich Michael Nemeth vom Musikverein Graz: „Die Verschärfung war zu erwarten und nur eine Frage der Zeit. Gemäß unserer bisherigen Beobachtung merken wir, dass unsere Besucher fast ausschließlich geimpft sind. Betreffend FFP2-Maskenpflicht sind wir ebenfalls vorbereitet und spielen bis auf weiteres etwas verkürzte Konzertprogramme ohne Pause, um den Konzertbesuch zu erleichtern. Der Besuch ist bislang zufriedenstellend, dennoch ist seitens des Publikums noch eine gewisse Vorsicht zu bemerken.“
Herausforderung für Pflegeheime am Land
Die Pflegeheime stehen mit den 2,5G-Regel vor Herausforderungen, gerade wenn sie in abgelegeneren Regionen ohne nahe PCR-Testmöglichkeit liegen, wie Volkshilfe-Geschäftsführer Franz Ferner erklärt. Die konkrete Verordnung liege aber noch nicht vor, Gespräche mit den Heimen habe es auch noch nicht gegeben - eine genaue Beurteilung kann Ferner daher noch nicht abgeben.
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