Die Blackout-Kampagne des Bundesheeres hat eine überraschende Eigendynamik bekommen: Europäische Medien berichten mittlerweile groß über die Vorkehrungen, die Österreich trifft.
„Während andere Länder noch mit der Pandemie beschäftigt sind, bereitet sich Österreich bereits auf eine mögliche weitere Krise vor - auf einen tagelangen Stromausfall“, schreibt die „Deutsche Welle“ in ihrer spanischen Ausgabe. Und die iberische Tageszeitung „La Razón“ nahm gar die Warnungen von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) vor einem Blackout zum Anlass, um die Frage zu stellen: Wie ist Spanien auf einen großflächigen Stromausfall eingestellt?
Es wäre nicht das erste Mal, dass das österreichische Bundesheer eine Krise richtig vorhersagt.
Die spanische Tageszeitung „20 minutos“
Über Nacht plötzlich Blackout-Vorzeigeland
Was mit einer einfachen Plakatkampagne in den Gemeinden Österreichs zum Thema „Vorsorge bei einem Blackout“ begann, hat das Bundesheer und seine Chefin Tanner praktisch über Nacht in die internationalen Medien gebracht. Österreich gilt plötzlich als Vorzeigeland in Sachen Krisenvorsorge, Ministerin Tanner als die Blackout-Vorbotin Europas.
Aufrufe an Bevölkerung und 100 Sicherheitsinseln
Dazu beigetragen hat vor allem der Aufruf des Bundesheeres, zu Hause für den Fall der Fälle gewisse Vorräte zu lagern - unter anderem haltbares Essen und Trinkwasser für 14 Tage, Kerzen, ein Radio. Außerdem sollen bis 2025 rund 100 Kasernen zu „autarken Sicherheitsinseln“ werden, die die Einsatzkräfte in den ersten zwei Wochen einer Notsituation handlungsfähig halten.
Kleinflugzeug kappte Starkstromleitung
„Es wäre nicht das erste Mal, dass das österreichische Bundesheer eine Krise richtig vorhersagt: 2017 warnte es bereits vor einer möglichen Pandemie, die die Welt lähmen könnte“, schreibt die spanische Zeitung „20 minutos“. „Die Frage ist nicht, ob es zu einem dramatischen Stromausfall kommt, sondern wann“, zitiert die Zeitung einen beliebten Satz der Verteidigungsministerin. Erst im vergangenen Juli hatte eine Million Spanier vorübergehend keinen Strom mehr, nachdem ein Kleinflugzeug in eine der wichtigsten Hochspannungsleitungen geflogen war. In Madrid mussten Menschen aus stecken gebliebenen Aufzügen befreit werden, in Barcelona standen die Gepäckbänder des Flughafens plötzlich still. Nach einer Stunde war der Spuk wieder vorbei, doch der Schock saß tief.
Noch dramatischer hätte der Beinahe-Blackout in großen Teilen Europas Anfang des Jahres enden können: Durch eine Überlastung fielen am 8. Jänner 14 Leitungen in mehreren Ländern aus, nur durch schnelles Eingreifen der Netzbetreiber konnte ein kontinentweiter Stromausfall verhindert werden. Zumindest diesmal.
Interview mit Verteidigungsministerin Klaudia Tanner
„Krone“: Frau Ministerin Tanner, warum warnen Sie vor einem Blackout?
Klaudia Tanner: Vor einigen Jahren warnte das Heer vor einer Pandemie, nun sind wir mittendrin. Seit geraumer Zeit warnen wir deshalb vor einem Blackout, da es nicht die Frage ist, ob ein Blackout kommt, sondern nur, wann er kommt.
Mit Ihrer Kampagne haben Sie für internationales Aufsehen gesorgt. Woran liegt das?
Großflächige Blackouts werden zu länderübergreifenden Problemen. Somit muss die Antwort eine internationale sein. Wir müssen innerhalb der EU auf einen Katastrophenfall vorbereitet sein.
Was macht das Heer bei einem Blackout?
Es gilt, die kritische Infrastruktur zu schützen und die Führungsfähigkeit der Republik zu erhalten. Wir unterstützen Feuerwehr, Rettung und Polizei.
Wie wichtig ist das Krisen-Sicherheitsgesetz?
Zum einen können wir dadurch Krisenlager anlegen und prophylaktisch Maßnahmen ergreifen. Mit dem neuen Lagezentrum im Innenministerium wird die Führungsfähigkeit gestärkt. Schließlich ist ein Blackout ein gesamtstaatlicher Notfall!
Mit Spannung wird kommendes Frühjahr die Ausstrahlung der im niederösterreichischen Thernberg gedrehten ORF-Serie „Alles finster“ zum aktuellen Thema Blackout erwartet. Sechs Folgen als humorvolle Anleitung zum Durchhalten in der Finsternis-Krise für Anfänger. „Krone“-TV-Experte Stefan Weinberger war, wie berichtet, bei den Dreharbeiten im fiktiven Kekenberg an der Dalla dabei - allerdings bei Tageslicht.
„Alles erscheint in dem Dorf harmonisch, bis mit einem Schlag das Licht ausgeht“, so Weinberger über den Inhalt der Serie. Mittendrin im Tohuwabohu der Finsternis stehen die beliebten „Vorstadtweiber“ Hilde Dalik und Martina Ebm. „Es ist wohl gut, die Zuseher auf einen möglichen Blackout zu sensibilisieren und alle damit verbundenen Herausforderungen aufzuzeigen“, bringt Schauspielerin Ebm die Intention der Serie auf den Punkt. Dann denkt sie laut nach und sagt: „Es ist eigentlich erstaunlich, wie selbstverständlich Strom im Alltag geworden und wie groß die Abhängigkeit davon ist.“
Aufgelockert wird das brisante Thema durch den von Harald Windisch gespielten „Bürgermeister Edi“, der nach einem kollektiven Schnapskoma Ortsvorsteher von Kekenberg geworden ist. Übrigens: Nicht nur das malerische Thernberg, auch viele Einwohner, die als Komparsen mitspielen, tragen zur amüsanten Verfilmung des heiklen Themas bei.
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