Bernd Lamprecht, Corona-Experte und Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Uniklinikum, verlangt im „Krone“-Interview ein Ende des „Maßnahmen-Fleckerlteppichs“ und will den Fokus auf Drittimpfungen lenken.
„OÖ Krone“: Oberösterreich weitet die FFP2-Maskenpflicht aus. Reicht das angesichts der enorm hohen Fallzahlen?
Bernd Lamprecht: Der Stufenplan der Bundesregierung ist gut, aber es ist – wie der steirische Landeshauptmann sagt – ein „Reaktionsplan“. Ein „Aktionsplan“, um für den Winter nachzuschärfen, wäre sinnvoll.
Oberösterreich könnte ja von sich aus Maßnahmen ergreifen.
Was die Intensivbettenbelegung betrifft, liegt Oberösterreich ganz ähnlich wie andere Bundesländer. Ein Fleckerlteppich an Maßnahmen ist deshalb nicht wirklich hilfreich. Eine bundesweite Regelung ist für die Menschen am einfachsten verständlich.
Es sind aber in Oberösterreich auch viele Normalbetten mit Covid-19-Patienten belegt. Wie problematisch ist das?
Wir wissen, dass aus Normalpatienten Intensivpatienten entstehen können. Die Spitäler sind weitestgehend ausgelastet. Ich sehe dem Winter mit Sorge entgegen.
Oberösterreich ist Schlusslicht bei der Impfquote. Allein mit Appellen wird es hier wohl keine Besserung geben.
Wir müssen uns trotzdem weiter bemühen. Wichtig ist, jetzt jenen, bei denen die Impfung weit zurückliegt, die dritte Dosis anzubieten. Erst drei Prozent haben davon Gebrauch gemacht. Jene, bei denen die Immunität nachgelassen hat, können sich wieder anstecken. Vulnerable Personen brauchen dann rasch medizinische Hilfe. Ihnen eine weitere Dosis anzubieten, ist wichtiger, als die Lücke der Ungeimpften zu schließen.
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