Fischen im Wähler-Pool

Kampf um Corona-Impfung mit doppeltem Boden

Vorarlberg
31.10.2021 11:55

Während sich das Coronavirus in rasantem Tempo weiterverbreitet und die Infektionszahlen in die Höhe schnellen, stagniert eine andere Zahl, jene der Impfwilligen. Dass die Politik sich diesbezüglich nicht zu klareren Ansagen und Schritten aufraffen kann, sieht Gesundheitsexperte Armin Fidler auch in der Angst vor der nächsten Wahl begründet. Denn diese kommt bestimmt - mit oder ohne Impfung.

Jeden Tag werden in Vorarlberg mittlerweile zwischen 200 und 300 positive Coronatests registriert. Zahlen, die wohl nicht nur Intensivmedizinern wieder den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Denn dass sich die hohen Infektionszahlen demnächst in massiv höheren Bettenbelegungen durch Covid-Patienten in den Spitälern widerspiegeln werden, ist eines der unumstößlichen Corona-Gesetze. Trotzdem hält sich die Politik bis jetzt noch dezent zurück.

3-G-Regeln bei Familientreffen
Erst Anfang nächster Woche, ließ Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP) wissen, wolle man die Lage neuerlich evaluieren und eventuell Verschärfungen beschließen. Diese könnten dann etwa den Veranstaltungsbereich betreffen. Unterdessen appellierte Rüscher vor dem Allerheiligenwochenende an die Eigenverantwortung der Menschen und rief dazu auf, bei Familienzusammenkünften die 3-G- und die Hygieneregeln einzuhalten.

Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP). (Bild: Mathis Fotografie)
Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP).

Für Gesundheitsexperte Armin Fidler zeigt das, wie sehr der „Werkzeugkoffer“ der Politik in Sachen Corona bereits ausgereizt ist. „Mit Appellen und Aufklärung allein wird man nicht mehr viel richten können, weil in der Bevölkerung leider die Fronten schon sehr verhärtet sind, aber trotzdem muss natürlich um jede Person gekämpft werden - auch in Richtung Impfung“. Und diese Impfung ist es, die bei Fidler für Sorgenfalten sorgt. Denn die niedrige Impfquote führt er unter anderem auf ein politisches Problem zurück.

Armin Fidler sieht die niedrige Impfquote auch als Folge der politischen Instrumentalisierung des Virus. (Bild: BMBWF/Martin Lusser)
Armin Fidler sieht die niedrige Impfquote auch als Folge der politischen Instrumentalisierung des Virus.

 So habe die FPÖ sich in Sachen Corona offenbar das Drehbuch von Trumps Republikanern aus den USA geholt, erklärt Fidler. Denn Länder mit einer hohen Impfquote hätten es geschafft, das Virus nicht zu politisieren, anderswo aber habe es zu einer Spaltung geführt.

„Unter den rund 30 Prozent der Impfskeptiker und Impfgegner sind viele Wähler im Dunstkreis der FPÖ angesiedelt. Hinzu kommt, dass die Gesundheitskompetenz in der österreichischen Bevölkerung eine der niedrigsten europaweit ist. Da haben Rattenfänger leichtes Spiel,“ gibt er zu bedenken. In diesem 30-Prozent-Pool wollen aber auch andere Parteien fischen.

Deshalb spreche niemand aus, was ausgesprochen gehöre, sagt Fidler. „Ich habe den Eindruck, dass keine der Parteien potenzielle Wähler vergraulen will“. Diese politische Konstellation sei einer der Gründe, warum wir bei der Impfung auf einem derart niedrigen Niveau liegen.

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