Knalleffekt in der Grazer FPÖ: Aufgrund von Vorwürfen, wonach der noch amtierende Vizebürgermeister Mario Eustacchio sowie Klubobmann Armin Sippel hohe und teils fragwürdige finanzielle Zuwendungen erhalten haben sollen, legten beide mit sofortiger Wirkung ihre Funktionen zurück! Sie versichern, an der Aufklärung kooperativ mitwirken zu wollen.
Anfang Oktober kamen erste FPÖ-interne Finanzabläufe an die Öffentlichkeit: Es sollen mit Klubförderungen, die vom Geld der Steuerzahler finanziert werden, Gagen bezahlt worden sein. Darunter jene für Sippel, der beim FPÖ-nahen „steirischen Verlagsverein“ von 2012 bis 2020 angestellt war. In den Wochen danach kamen immer mehr Details ans Licht, die auch ein schiefes Licht auf Eustacchio warfen.
Landespartei engagierte vier Rechnungsprüfer
Dem steirischen FPÖ-Chef Mario Kunasek dürften die Enthüllungen letztlich zuviel geworden sein. Er engagierte vier Rechnungsprüfer, um den Umgang der Grazer Freiheitlichen mit öffentlichen Förderungen an Klub und Partei zu prüfen. Sie sollen üppige Zuweisungen für „politische Arbeit und Repräsentationszwecke“, die an Eustacchio und Sippel überwiesen worden sein sollen, durchleuchten.
Laut Kleiner Zeitung waren es für den Vizebürgermeister 2019 50.000 Euro, Sippel soll 16.000 Euro erhalten haben. Es sollen auch weitere größere Summen geflossen sein, die in FPÖ-internen Buchungsvermerken den beiden zugeordnet sind.
Parteiinterner Rücktritt „mit sofortiger Wirkung“
Jetzt der Knalleffekt: Eustacchio und Sippel teilten am Sonntag in einer gemeinsamen Aussendung mit: „Wir legen unsere parteiinternen Funktionen innerhalb der FPÖ mit sofortiger Wirkung zurück. Zudem werden wir die uns zustehenden Mandate der kommenden Gemeinderatsperiode nicht annehmen. Wir wollen mit diesem Schritt Schaden von der freiheitlichen Gesinnungsgemeinschaft abwenden. Wir werden in den nächsten Tagen volle Kooperation bei der Aufklärung der in Rede stehenden Anschuldigungen leisten.“
Wir werden in den nächsten Tagen volle Kooperation bei der Aufklärung der in Rede stehenden Anschuldigungen leisten.
Mario Eustachio und Armin Sippel
Steirischer FPÖ-Chef fordert lückenlose Klärung
FPÖ-Landesparteiobmann Mario Kunasek in einer ersten Stellungnahme: „Für die Landespartei steht die lückenlose Klärung aller im Raum stehenden Vorwürfe an erster Stelle. Deshalb ist der Rückzug von Mario Eustacchio und Armin Sippel und deren Kooperationsbereitschaft zu begrüßen.“
Eustacchio bis 17. November Vizebürgermeister
Bis zur nächsten Sitzung der Grazer Stadtparteileitung am 8. November übernimmt Obmann-Stellvertreterin Astrid Schleicher die Geschäfte. Mario Eustacchio bleibt bis zur konstituierenden Sitzung des neuen Gemeinderats am 17. November Vizebürgermeister - dieses Amt hätte er aufgrund der Verluste der FPÖ bei der Gemeinderatswahl Ende September aber ohnehin verloren. Wer bis zum nächsten regulären Stadtparteitag im März 2022 nun den Stadtsenatssitz übernimmt und dann wohl auch zum neuen Grazer FPÖ-Chef gekürt wird, ist noch offen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.