Jeder liebt Mozart und jeder liebt seine letzte Oper – „Die Zauberflöte“. Aber Mozart wurde nicht nur durch sein geniales musikalisches Lebenswerk zu einem Stern; oder besser: zu einer Galaxie am Musikerhimmel. Mozart war auch ein gewichtiger Vertreter der Aufklärung, der den politischen Reformismus der Freimaurerei durch die breit gestreute Botschaft seiner Musik in neue Bereiche brachte und damit wären wir auch schon wieder bei der „Zauberflöte“ angelangt.
Bloébs erste Opern-Regie
„Die Zauberflöte“ ist kollektives, generationenüberschreitendes Kulturerbe und die meistgespielte Oper überhaupt. Genau aus diesen Gründen heraus wurde kaum ein anderes Musiktheater auch derartig zum Gegenstand inszenatorischer Zerstörungswut. Das bringt uns nun zu der am vergangenen Sonntag stattgefundenen „Zauberflöte“- Premiere am Tiroler Landestheater. Intendant Johannes Reitmeier wünschte sich – wie berichtet – Schauspieler Gregor Bloéb als Regisseur für diese. Nach einer kurzen Phase des Nachdenkens und des „In-sich-gehens“, sagte Bloéb zu und übernahm seine erste Opern-Inszenierung.
Und es wäre nicht Bloéb, wenn er dieser nicht seinen markanten Stempel aufgedrückt hätte. So wird zum Beispiel bei der Arie „Der Vogelfänger bin ich ja“ keineswegs die allseits bekannte Panflöte, sondern eine Mundharmonika gespielt. Auch sonst gibt sich Papageno (Phillippe Spiegel) teilweise wie mit einem angedeutetem „Schuhplatteln“ alpenländisch burschikos. Sarastro (Johannes Maria Wimmer) nimmt die „Heil’gen Hallen“ zum Anlass, um sich im Weisheitstempel als Rockstar zu präsentieren. Die Königin der Nacht (Sophia Theodorides) erinnert frappierend, inklusive ihrer Schaumstoff-Perücke, an eine jugendliche Pop-Sängerin Madonna und Monostatos könnte ein Elton John vor 40 Jahren sein.
Reminiszenz an die 80er
Das Ganze spielt sich in fantasievoll designten Kostümen in einem minimalistischen, aber künstlerisch äußerst beeindruckend gestalteten Bühnenbild (inklusive geschickt genutzter Drehbühne) mit viel an farbenfrohem Licht ab. Weshalb etlichen Szenen in den zwei Aufzügen der Oper frappierend an die neon-bunten MTV-Spots der 80er Jahre erinnern. Für Bühnenbild und Kostüme zeigt ein junges, engagiertes Duo verantwortlich: Laura Maimberg und Paul Sturminger, der Sohn des bekannten Regisseurs Michael Sturminger (Salzburger „Jedermann“).
Gregor Bloéb, 1968 geboren, wuchs so wie der Verfasser dieser Zeilen in den „drei goldenen Jahrzehnten“ Österreichs nach 1945 auf. Diese Jahre waren primär durch politische Stabilität, wirtschaftliches Wachstum und sozialem Miteinander geprägt. Man soll deshalb in dieser dreistündigen, schwungvollen und sehr unterhaltsamen Inszenierung eine mit viel Augenzwinkern umgesetzte Reminiszenz an diese Jahre sehen, die wahrscheinlich in dieser Intensität niemals wiederkehren werden.
Ein purer Musikgenuss
Ausgezeichnet umspielt und begleitet wird das Treiben auf der Bühne von den brillanten Musikern des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck unter Dirigent Andreas Sanguineti. Der viel Energie in seine flotten Tempi legte, mit dem Ergebnis, dass aus dem Graben eine frische und schnörkellose Zauberflöte erklang. Jeder der Künstlerinnen und Künstler des Solistenensembles gab stimmlich alles und agierte hervorragend.
Wunderbar harmonisiert dabei die helle Stimme von Susanne Langbein als Pamina mit den drei Knaben der Wiltener Sängerknaben. Sophia Theodorides intoniert lupenrein die Königin der Nacht und Johannes Maria Wimmer als Sarastro kann souverän die Tiefe an Volumen und Sattheit, die sein Gesangspart in sich trägt, vorweisen und beweisen.
Nicht vergessen, darf man den in der „Zauberflöte“ sehr wichtigen Chor (Chor des Tiroler Landestheaters) der sich harmonisch in das Gesamte mit einfügt. Bei dieser Produktion herrscht Harmonie und Freude, wobei Gregor Bloéb der positive Dreh- und Mittelpunkt davon zu sein scheint. Das Premierenpublikum würdigte das Gebotene mit langem und frenetischen Schlussapplaus.
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