Es ist vollbracht: Die Luxus-Sportwagenmarke Bugatti verlässt nach mehr als zwei Jahrzehnten den Volkswagen-Konzern und wird kroatisch! Bugatti wird nun als Joint Venture „Bugatti Rimac“ geführt, das mit 1. November die Geschäftstätigkeit aufgenommen hat. Über die Anteile an der Rimac Group ist mit Hyundai nun auch ein Massenhersteller an der Traditionsmarke beteiligt.
Knapp vier Monate nach Vertragsunterzeichnung ist der Schritt nun also vollzogen. Der bisherige Bugatti-CEO Stephan Winkelmann hat sein Amt zum 31. Oktober niedergelegt, bleibt aber weiterhin Präsident von Lamborghini. CEO von Bugatti Rimac ist Elektro-Hypercar-Pionier Mate Rimac, Gründer und Chef von Rimac Automobili. Gesellschafter des Unternehmens mit Sitz in Sveta Nedelja in der Nähe von Zagreb (Kroatien) sind die Rimac Group (55 %) und die Porsche AG (45 %). Porsche übt die Rolle des strategischen Gesellschafters und ist mit dem Vorstandsvorsitzenden Oliver Blume und Finanz-Vorstand Lutz Meschke im Aufsichtsrat vertreten.
Porsche ist auch mit 22 Prozent an der Rimac Group beteiligt. Haupteigentümer ist Mate Rimac mit 35 Prozent. Auch Hyundai ist mit 11 Prozent beteiligt. Die übrigen 32 Prozent teilen sich mehrere weitere Investoren.
Beide Marken bleiben eigenständig
Unter dem Dach des Joint Ventures werden die Marken Bugatti und Rimac Automobili weiterhin als eigenständige Marken und Hersteller agieren und ihre jeweiligen Produktionsstätten in Zagreb sowie Molsheim und ihre Vertriebskanäle beibehalten.
Für den künftigen CEO Mate Rimac ist der Start des Joint Ventures Bugatti Rimac ein weiterer großer Schritt - nur zehn Jahre nach Gründung seines Start-ups in einer Garage, als er einen 3er-BMW auf Elektroantrieb umrüstete. Mittlerweile hat er mit dem Rimac Nevera ein beeindruckendes elektrisches Hypercar auf dem Markt. Nun soll Bugatti mit dem Elektro-Knowhow in die Zukunft geführt werden.
Das Ziel sind vollelektrische Bugattis
Bugatti, bekannt durch hubraum- und zylinderstarke PS-Boliden der Superluxusklasse, soll unter der operativen Führung von Rimac und seinen Entwicklern, die viel selbst machen und nicht auf Zulieferer setzen, den Weg ins Elektrozeitalter finden. Es werde auf mittlere Sicht vollelektrische Bugattis geben und hoch-elektrifizierte Hybride als Zwischenschritt. Ein festes Datum für den letzten Verbrenner, im VW-Konzern für Anfang der 2030er-Jahre angepeilt, wollte Porsche-Chef Blume nicht nennen. Das sei vom Wunsch der Kunden abhängig.
Da die Elektrifizierung für eine kleine Marke finanziell schwierig ist, wäre Rimac zufolge ein Börsengang möglich. „Die Investoren überrennen uns und wollen uns dazu kriegen“, sagte er. Doch er bleibe vorsichtig. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir einen Börsengang machen mittelfristig. Aber es ist nichts, auf das wir intensiv hinarbeiten.“
Seit 1998 Teil des VW-Konzerns
Der 2019 verstorbene frühere VW-Firmenpatriarch Ferdinand Piech hatte die französische Luxusmarke Bugatti 1998 gekauft. Vor drei Jahren feierte der von Ettore Bugatti gegründete Sportwagenhersteller mit der Sonderedition „Chiron Sport“ seinen 110. Geburtstag. Die Marke, deren handgefertigte Sportwagen von einer Million Euro ab aufwärts kosten, ist bei Superreichen beliebt. Der Jahresabsatz liegt unter 100 Exemplaren. Trotzdem sei Bugatti in den vergangenen Jahren profitabel gewesen, sagte Blume. Die Nobelwagenschmiede fertigt auch Einzelstücke: Ein Käufer ließ sich das Unikat „La Voiture Noire“ elf Millionen Euro vor Steuern kosten. Dessen 16-Zylinder-Motor kommt auf 1500 PS.
Hauptsitz in Kroatien
Der Hauptsitz von Bugatti Rimac befindet sich in Sveta Nedelja bei Zagreb. Für das Jahr 2023 wird der Umzug auf den neuen Rimac Campus angestrebt, der derzeit errichtet wird. Dort wird auch die gemeinsame Forschung und Entwicklung von Bugatti Rimac angesiedelt sein. Auf dem 200.000 Quadratmeter großen und 200 Millionen Euro teuren Areal sollen 2500 Personen arbeiten. Parallel dazu werden wie bisher alle Bugatti-Modelle in der Manufaktur in Molsheim gefertigt. Das Joint Venture Bugatti Rimac startet mit etwa 435 Mitarbeitern, von denen etwa 300 in Zagreb und etwa 135 in Molsheim (Frankreich) tätig sind.
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