„Tickende Zeitbombe“

Nein zu Atomkraft durch die Hintertür

Politik
03.11.2021 06:00

Die Nuklear-Lobby preist Kernenergie als effiziente Klimalösung an. Indes sollen Stahlnetze das AKW Mochovce vor Flugzeugabstürzen sichern.

Wenn es der Atomlobby darum geht, ihre ebenso veraltete wie extrem teure und vor allem brandgefährliche Nuklearenergie anzupreisen, ist ihr keine Atom-Lüge zu schäbig. Denn soeben erleben wir, wie beim Klimagipfel in Glasgow plump versucht wird, diese Risiko-Technologie schönzureden. Nicht zuletzt durch staatliche Atomlobbyisten wie den französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Als anscheinend beratungsresistenter Atom-(U-Boot)-Experte will er die Nuklearkraft als „Klimaretter“ forcieren. Fukushima und Tschernobyl sind für ihn kein Thema.

Verharmlosung des strahlenden Todes
Weltweite Umweltschutzgruppen sowie die geballte österreichische Anti-Atom-Familie von den „Müttern gegen Atomkraft“ bis zu den oberösterreichischen (Temelín) und steirischen AKW-Gegnern (Krško) stemmen sich vehement gegen diese Verharmlosung des strahlenden Todes! Zumal die Donaumetropole Wien durch die nur 180 Kilometer entfernte Atomruine Mochovce besonders bedroht wird.

Zitat Icon

Atomkraft für den Klimaschutz ist ebenso absurd, wie wenn man den Welthunger mit Kaviar bekämpfen wollte.

Reinhard Uhrig, GLOBAL 2000

Und gerade jetzt, wo Weltpolitiker mit mehr als 400 Privatjets nach Schottland zum Klimagipfel angedüst sind, warten die slowakischen AKW- Betreiber mit einem rührigen Flugzeug-Sicherheitssystem auf: Netze (!), die keinen einzigen dieser Jets stoppen könnten.

Stahlnetze gegen Angriffe aus der Luft
Einmal mehr haben Whistleblower Geheimpläne an GLOBAL 2000 weitergegeben. Konstruktionsdaten, die die Lächerlichkeit des Pseudo-Sicherheitssystems aufzeigen: Denn Reaktor III, der kein Containment – also keinen Stahlbetonmantel – besitzt, soll mit Stahlnetzen vor Flugzeugabstürzen oder Terrorangriffen aus der Luft geschützt werden. Konkret handelt es sich um sechs je 22 Meter hohe und 19 Meter breite Metallnetze, die solche Gefahren abfangen sollen, wie ein „Mega-Schmetterlingsnetz“ gegen Flugzeuge.

Absurd: Mit riesigen Netzen aus Stahldraht soll Mochovce vor Flugzeugabstürzen gesichert werden. (Bild: Global 2000)
Absurd: Mit riesigen Netzen aus Stahldraht soll Mochovce vor Flugzeugabstürzen gesichert werden.

Nachdem ein Wiener Ingenieurbüro die Unterlagen dieser grotesken slowakischen Flugzeug-Crash-Netze geprüft hatte, stand fest: Diese Netze könnten höchstens ein kleines Sportflugzeug, etwa eine einmotorige Cessna, aber keinesfalls einen Lear-Jet und schon gar nicht ein Transport- oder Linienflugzeug aufhalten. „Diese Netze dienen einzig zur Beruhigung der besorgten Bevölkerung. Im Ernstfall könnten sie keinen Schutz gewährleisten“, warnt Experte Uhrig vor dem „Sicherheitsschmäh“.

„Löchriger Reaktor als tickende Zeitbombe“
Im April 2019 rüttelte eine Mochovce-Enthüllung auf. Denn bei einem Geheimtreffen in Bratislava lieferte uns ein Bauingenieur Unterlagen, die belegten, dass die Atomruine bei Umbauarbeiten schwer beschädigte worden war. „Der Reaktorblock ist löchrig wie Schweizer Käse“, hatte der Techniker und dreifache Familienvater das Megaproblem damals auf den Punkt gebracht.

Ebenso bewegend die Motivation, weshalb der gut bezahlte Ingenieur den Schritt zum Whistleblower gewagt und der „Krone“ die brisanten Beweise, sprich Pläne und Fotos, zugespielt hatte. „Das bin ich meinen Kindern schuldig. Ich kann einfach nicht mehr damit leben, von der unmittelbar drohenden Gefahr zu wissen und dennoch zu schweigen“, so der mehr als mutige Slowake.

Offenbar beeindruckt von der Zivilcourage ihres Kollegen, folgten weitere acht AKW-Techniker. Sie wiesen auf andere, ebenso erschreckende Bausünden hin. Dank dieser Dokumente gelang es GLOBAL 2000, durch einen verbindlichen Einspruch bei der Atomaufsichtsbehörde zumindest einen aufschiebenden Baustopp zu erwirken.

Daten & Fakten

Darum ist Atomkraft KEINE Lösung in der Klimakrise:
Zu wenig Strom: So schnell kann die Produktion von Atomenergie weltweit nicht verzehnfacht werden.
Zu langsam: Von der Planung bis zum Atomstrom aus der Steckdose liegen 20 Jahre. Wir haben aber nur noch 10 Jahre, um die Klimakrise unter Kontrolle zu bringen.
Zu viel CO2: Rechnet man alle Emissionen (Uranerzförderung, Anreicherung, Betrieb, Abriss, Atommülllager) zusammen, ergibt sich ein erschreckender CO2-Wert.
Zu teuer: Atomkraft ist die teuerste Energieform! Viel teurer zu bauen und zu betreiben als die immer billiger werdenden Erneuerbaren.

„Jet kann so nicht gestoppt werden“
Die „Krone“ sprach auch mit Risikoforscher Nikolaus Müllner und bat um seine Einschätzung.

„Krone“: Ein simples Netz gegen ein Passagierflugzeug, wer ist denn da am Ende der Stärkere?
Nikolaus Müllner: Mit Sicherheit der große Vogel. Denn ein Netz kann ein Passagierflugzeug zwar ein bisserl abbremsen, aber niemals stoppen. Bestenfalls verfängt sich da eine kleine Cessna drinnen.

Also eine lächerliche Sicherheitsmaßnahme gegen einen Absturz oder im schlimmsten Fall einen terroristischen Angriff?
Ich will ja nicht daran denken, aber das Risiko ist schon eklatant hoch.

Warum also die fehlenden Sicherheitsvorkehrungen?
Das AKW wurde so wie viele andere in Europa in den 1970er Jahren geplant, dann gebaut, aber nie nachgerüstet.

Der nachträgliche Schutz mit robustem Containment, das fast jedem Anprall standhält ...
... ist bei älteren Anlagen technisch nicht leicht, aber den Betreibern zumutbar. Jedes, aber vor allem die uralten Atomkraftwerke müssen einer gründlichen Risikoabschätzung unterzogen werden.

Das wird nicht gemacht?
Leider nein! Und erst recht nicht in Mochovce.

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