Wien - Bratislava

Kritik an von der Leyen wegen Flug mit Privatjet

Ausland
04.11.2021 08:24

Während die EU-Kommission 2021 zum „Jahr der Schiene“ ausgerufen hatte, setzte deren Präsidentin allerdings lieber auf den Privatjet - was nun für große Empörung sorgt. Nach einem Wien-Besuch im Sommer reiste Ursula von der Leyen nämlich nicht mit der Bahn nach Bratislava, sondern setzte sich in den Flieger, um in die rund 55 Kilometer (Luftlinie) entfernt liegende slowakische Hauptstadt zu gelangen. Auf etwa 60 Straßenkilometer kam die Kommissionschefin aber trotzdem - mit Transfers zwischen den jeweiligen Flughäfen und Innenstädten.

Von der Leyen hatte die österreichische und die slowakische Hauptstadt Ende Juni im Rahmen einer Tour zur feierlichen Bekanntgabe der Corona-Hilfen besucht. Der milliardenschwere Aufbaufonds setzt vor allem auf klimafreundliche Investitionen. 

Ursula von der Leyen bei ihrem Wien-Besuch. (Bild: AFP)
Ursula von der Leyen bei ihrem Wien-Besuch.

Nach ihrem Amtsantritt hatte die deutsche Christdemokratin einen „Green Deal“ aus der Taufe gehoben und drängt auf ehrgeizige Klimaschutzziele, wobei explizit auch Kurzstreckenflüge zurückgedrängt werden sollen. Zwischen Wien und Bratislava gibt es schon jetzt keine Linienflugverbindung. Von der Leyen flog aber ohnehin mit dem Privatjet.

FPÖ spricht von Verlogenheit
FPÖ-Europaabgeordneter Harald Vilimsky zeigte sich empört über den Ultrakurzstreckenflug der Kommissionspräsidentin. „Unter dem Titel Klimaschutz einerseits Belastungspakete für Europas Bürger schnüren, aber andererseits selber exzessiv Privatjets nutzen: Das zeigt die ganze Verlogenheit von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und ihrem Green Deal“, erklärte er. „Wer soll sie noch ernst nehmen, wenn sie angesichts dieses Verhaltens den EU-Bürgern ihre Klimaschutzmaßnahmen verkaufen will?“

Harald Vilimsky (Bild: APA/AFP/Yann Coatsaliou)
Harald Vilimsky

Flug eine „ökologische Sünde“
Kritik kam auch vom Europäischen Steuerzahlerbund. Dessen Generalsekretär Michael Jäger bezeichnete den Wien-Bratislava-Flug in der „Bild“-Zeitung (Donnerstagsausgabe) als „ökologische Sünde“. „Er kostet viel Steuergeld, viel Zeit für Wege von und zu den Flughäfen und vor allem: viel Glaubwürdigkeit“, so Jäger zur Nachrichtenagentur AFP. Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Jana Schimke ermahnte ihre Parteifreundin: „Wenn man Wandel will, dann muss man ihn auch vorleben. Ansonsten wird man unglaubwürdig.“

Bedenken wegen Corona
Ein Sprecher der EU-Kommission rechtfertigte den Flug gegenüber der „Bild“-Zeitung: „Mit Abflug und Ankunft in Belgien waren es bei dieser Reise der Präsidentin sieben Länder in zwei Tagen. Alternativen wurden geprüft, doch es gab logistisch keine andere Möglichkeit.“ Noch am selben Abend sei von der Leyen mit dem Privatflugzeug nach Riga geflogen. „Hinzu kommt, dass es wegen Corona Bedenken gab, Linienflüge oder Züge zu nutzen.“

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